Sanfter Aufschwung in Sicht: Markttrends für Yachtcharter 2024 & 2025 Während sich die Bootsbranche uneinheitlich entwickelt, zeigt der Yachtcharter-Markt ein stabiles Wachstum. Trotz Inflation und geopolitischer Unsicherheiten blieb die Reiselust 2024 hoch – mit einem klaren Trend zur Nebensaison. Besonders Italien und die Türkei konnten Marktanteile gewinnen, während Kroatien Rückgänge verzeichnete. Für 2025 deuten alle Zeichen auf eine anhaltende Erholung hin: Mehr Vorausbuchungen, steigende Umsätze und eine wachsende Nachfrage nach Crewed Charters prägen die Zukunft. Nachfolgend beleuchten wir die Entwicklung des Charteranbieters Globe Sailor - ein weltweit agierender Yachtcharter.
BILANZ FÜR 2024 & AUSBLICK AUF 2025: ANZEICHEN FÜR EINEN SANFTEN AUFSCHWUNG
19. Dezember 2024
Kirsten | Aktuelles
Die gegenläufigen Entwicklungen im Bootsverkaufs- und Yachtchartersegment setzen sich auch in diesem Jahr fort. Während 2023 ein absolutes Rekordjahr für die Bénéteau-Gruppe war (zu ihr gehören u. a. die Werften Bénéteau, Jeanneau, Lagoon, Excess, Prestige …), sah es für Betreiber von Charterflotten weniger erfreulich aus. 2024 zeigte sich jedoch ein anderes Bild: In den ersten sechs Monaten verzeichnete der Bootsbausektor des französischen Konzerns einen Umsatzrückgang von 32%, während der Bereich Yachtcharter und Segelkreuzfahrten branchenweit um 2,5% wuchs. In den Folgemonaten setzte sich dieser positive Trend fort. Die Jahresbilanz von GlobeSailor deutet auf ein Umsatzplus von nahezu 8% hin, während der DACH-Markt sogar um 27% zulegen konnte. Diese Entwicklung wurde auf der Pressekonferenz des französischen Wassersportverbands (Fédération des Industries Nautiques, FIN) am 5. September 2024 bestätigt. Die anhaltende Buchungsfreude zeigt: Auch in der kühleren Jahreszeit bleibt die Nachfrage nach Charterreisen stabil.
Trotz Inflation, unsicherer geopolitischer Lage und wechselhafter Wetterbedingungen zogen viele professionelle Vermieter, die wir unter anderem auf dem Yachtfestival in Cannes trafen, eine positive Bilanz der Sommersaison. Besonders das erste Quartal stach hervor, da es die meisten Buchungen im gesamten Jahr brachte – insbesondere für Destinationen im Mittelmeerraum.
Nachdem kurzfristige Reservierungen während der Pandemie und in den Folgejahren stark zunahmen, zeigt sich inzwischen eine gegenteilige Entwicklung. Wie bereits 2023 planen Charterkunden wieder weiter im Voraus. Bei GlobeSailor entschieden sich 28,5% der Kunden für eine Buchung mehr als ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Charterstart. Im deutschsprachigen Markt, wo Vorausbuchungen seit Jahrzehnten verbreitet sind, lag die Quote sogar wieder bei den gewohnten 40%. Hauptgründe dafür sind eine entspanntere Reiseplanung, attraktive Preise, eine breitere Auswahl an Yachten sowie günstigere Flugtickets. Diese Faktoren tragen dazu bei, steigenden Kosten und der allgemeinen Teuerung entgegenzuwirken.
Im zweiten Quartal 2024 ging die Nachfrage jedoch markenübergreifend zurück, und die Buchungsaktivität stagnierte. Politische Unsicherheiten, sportliche Großveranstaltungen und ungünstige Wetterlagen dürften in einigen Regionen eine Rolle gespielt haben. Allerdings können nicht nur externe Faktoren herangezogen werden. Die Hoffnung auf hohe Last-Minute-Rabatte könnte ebenfalls zur Zurückhaltung beigetragen haben. Letztlich sorgten jedoch kurzfristige Buchungen im Sommer dafür, dass die Charterbilanz gerettet wurde. “Am Ende war das Ergebnis zufriedenstellend und die Arbeit hat sich ausgezahlt”, resümierte Thomas de Verdelhan von Iloria Bretagne, unserem Partner aus Lorient.
Hitzewellen mit Temperaturen über 40°C, insbesondere in Kroatien, aber auch finanzielle Anreize, führten 2024 dazu, dass viele Abfahrten in die Nebensaison verlagert wurden. Juni, September und Oktober avancierten zu bevorzugten Monaten für Charterreisen – zumindest für Reisende, die nicht an Schulferien gebunden sind.
Während früher etwa 50% aller Abfahrten in die Hochsaison (Juli und August) fielen, sank dieser Anteil bis 2024 auf nur noch 38%. Da die umsatzstärksten Wochen für Flottenbetreiber traditionell genutzt wurden, um schwächere Monate auszugleichen, stellt diese Verschiebung eine Herausforderung dar. Charterkunden müssen sich auf eine veränderte Preisstruktur einstellen: Besonders der September, seit jeher beliebt bei deutschsprachigen Reisenden, dürfte künftig teurer werden.
Die Auswertung internationaler Buchungsvolumina zeigt einen Rückgang in Frankreich (-20%), Spanien (-15%) und Kroatien (-5%). Profiteure dieser Entwicklung waren insbesondere Italien (8%) und die Türkei (50%). Während Italien im Ranking der beliebtesten Charter-Destinationen Frankreich überholen konnte, blieb das Gesamtbild weitgehend stabil.
Im deutschsprachigen Markt fiel der Buchungsrückgang für Kroatien noch drastischer aus: Das Revier verlor weitere 13%, während die Gesamtnachfrage in der DACH-Region um 14% wuchs. Dies führte dazu, dass der kroatische Marktanteil von 28% auf rund 20% sank. Italien gewann insbesondere bei Schweizer Kunden an Bedeutung und erreichte dort Platz 1.
Neben klassischen Destinationen profitieren zunehmend exotische Reviere. Die Seychellen verbuchten einen Buchungszuwachs von 15% (40% im DACH-Markt), was unter anderem an einem wachsenden Markt für Kabinencharter sowie der guten Erreichbarkeit liegt. Auch die Karibik (8%) und Thailand (6%) legten zu. Insgesamt wuchs der Anteil außerhalb des Mittelmeers auf 26% (2 Prozentpunkte).
Nach den unvorhersehbaren Jahren der Pandemie und einem schwachen 2023 vollzieht der Markt aktuell eine Neuausrichtung. Diese zeigt sich weniger in der Anzahl der Buchungen, sondern vielmehr in steigenden Umsätzen, getragen von einer zahlungskräftigen Klientel, die von wirtschaftlichen Schwankungen weniger betroffen ist. So stieg das durchschnittliche Charterbudget zwischen 2023 und 2024 um 100 Euro auf 3950 Euro.
Diese eher anspruchsvolle, aber unerfahrene Kundschaft bevorzugt zunehmend geräumigere Yachten und greift häufiger auf professionelle Skipper oder Crews zurück. Auch bei GlobeSailor zeigt sich dieser Trend: Buchungen von Katamaranen stiegen um 3 Prozentpunkte (+4% im DACH-Raum). Zeitgleich nahm die Nachfrage nach kleineren Charteryachten unter 40 Fuß deutlich ab.
Parallel wuchs der Markt für Crew-gestützte Charterreisen erheblich. Im deutschsprachigen Raum verdoppelten sich die Buchungszahlen für Crewed Charters fast. Auch Skipper-Anfragen nahmen zu. “Im vergangenen Sommer stellten wir einen Anstieg der Skipper-Anfragen um 7% fest”, bestätigt Emeric Leveau-Vallier von Capt’n Boat.
Sollten die Zinsen weiter sinken und die geopolitische Lage stabil bleiben, könnte der Aufschwung 2025 anhalten oder sich sogar beschleunigen. Ein steigendes Vertrauen in die Wirtschaft könnte viele dazu bewegen, ihren nächsten Urlaub wieder auf dem Wasser zu verbringen.