Editorial Cuvillier

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01.04.2020

Digitalisierung

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Im Rahmen der Digitalisierung haben sich die Veröffentlichungsstrukturen und die Publikationspolitik besonders in den Naturwissenschaften, der Veterinärmedizin und den Agrar-, Forst-, und Ernährungswissenschaften in einem sehr bedenklichen Maße gewandelt. Einerseits wird sehr viel mehr publiziert und auch gelesen, andererseits ist es schier unmöglich, jede Veröffentlichung einer ausreichenden Prüfung zu unterziehen.


Oftmals sind die Gutachter nicht ausreichend über das zu beurteilende Forschungsgebiet informiert und völlig überlastet mit der Menge an Artikeln. Folglich bleibt die Qualität öfter auf der Strecke und der Verbraucher muss sehr viel länger suchen und prüfen, bis das Gewünschte gefunden wird.

Hinzu kommt, dass die Frage des Urheberrechts umso strittiger geworden ist, denn Plattformen wie Google Books bieten oftmals digitale Versionen von Büchern an, ohne auf den Urheberschutz zu achten. 

2013 klagte Google sich das mit der sogenannten “fair use-Regel”, also Wissen aus auch “urheberrechtlich geschützte[n] Texte[n]” zu bildungszwecken “allgemein zugänglich zu machen” (Hagner 2015, S.41). Dies führt nicht nur zu einer Entmündigung der Autoren, sondern auch zu einer „existenziellen Bedrohung jener kleineren Verlage […], die zumindest in Europa unverzichtbare Foren sowohl für literarische auch für geisteswissenschaftliche [und naturwissenschaftliche] Veröffentlichungen waren und sind“ (Hagner 2015, S. 41).



Open Access und Digitaliseriung
Open Access ist die große Gegenentwicklung zur Zeitschriftenkrise und den explodierenden Preisen im digitalen Veröffentlichungsraum. Wie die Bezeichnung schon ausdrückt, hat hier jeder Nutzer entweder völlig kostenlos Zugriff auf akademische Journals, Kapitel aus Büchern oder ganze Monographien („gratis open access“) oder einen kostenlosen Zugriff mit weiteren Nutzungsrechten („libre open access“).

In Budapest wurde 2002 „die erste Open-Access-Initiative ins Leben gerufen“, die sich dafür aussprach, dass sich Wissenschaftler nicht durch ihre Forschung bereichern und stattdessen „ihre Erkenntnisse grundsätzlich allen zur Verfügung stellen“ sollten (Hagner 2015, S. 67). Durch die Niederreißung der Barrieren zwischen Autoren und Lesern sollten auch die Wissenschaftler selbst profitieren, indem sie „aus der Umklammerung der Verlage“ befreit werden sollten (Hagner 2015, S. 69). Besonders die sogenannten STM-Verlage (Science, Technology, Medicine), zu denen unter anderem Springer oder Holztbrinck gehören, belasteten und überlasteten zunehmend „durch ihre Preispolitik die finanzielle Leistungsfähigkeit der Bibliotheken“ (Hagner 2015, S. 70). Allerdings wurden schnell die Probleme, bzw. Einschränkungen des Open-Access Ansatzes klar.

Obgleich immer mehr Artikel frei zugänglich waren, war und wird es auch in Zukunft schwer umsetzbar sein, „alle jemals veröffentlichten wissenschaftlichen Artikel und Bücher kostenlos ins Netz zu stellen“ (Hagner 2015, S. 71). Allein „digitale[] Archive“ so einer Größenordnung zu erschaffen, fordert Arbeitszeit und finanzielle Mittel, die es unmöglich gestalten würden, den Inhalt unentgeltlich anzubieten (Hagner 2015, S. 71). Auch gilt für mehrere Millionen Artikel das Copyright, das zu übergehen, illegal wäre (Hagner 2015, S. 71). Der Druck auf die Autoren aber wächst, seit, wie Michael Hagner argumentiert, „Open Access zu einem moralischen Imperativ geworden ist“ (2015, S. 74). Seiner Ansicht nach geht dies so weit, „dass [sic] digitale Söldner die Homepages einzelner Wissenschaftler durchforsten und kontrollieren, wie viele Texte online verfügbar sind“ (2015, S. 74).


Der Preis für Open Access
Mag der Nutzer oder Leser von Open Access profitieren, so tun es die Autoren und Institute nicht zwangsläufig, denn sie müssen oftmals horrende Preise für Veröffentlichungen zahlen. So zahlen Autoren („author-pays-Modell“) unter Umständen bis zu $3000 bzw. 3000€, um nur einen Artikel veröffentlichen zu können (West et al. 2014, S. 1315). Geht man davon aus, dass man für eine kumulative Dissertation bis zu drei Artikel in Journals erscheinen müssen, belaufen sich die Kosten auf bis zu 9000€ (West et al. 2014, S. 1315). Um in einem Journal mit größtmöglichem Prestige und Leserschaft veröffentlichen zu können, bleibt den Autoren daher nichts übrig, als den vollen Preis zu zahlen (West et al. 2014, S. 1316).



Quellen:

Hagner, Michael: Zur Sache des Buches. Wallstein Verlag, Göttingen, 2015.
West, Jevin D., Theodore Bergstrom und Carl T. Bergstrom: „Cost Effectiveness of Open     Access Publications“. Economic Inquiry. Vol. 52, No. 4, October 2014, 1315–1321.

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