Open Access und Digitaliseriung
Open Access ist die große Gegenentwicklung zur Zeitschriftenkrise und den explodierenden Preisen im digitalen Veröffentlichungsraum. Wie die Bezeichnung schon ausdrückt, hat hier jeder Nutzer entweder völlig kostenlos Zugriff auf akademische Journals, Kapitel aus Büchern oder ganze Monographien („gratis open access“) oder einen kostenlosen Zugriff mit weiteren Nutzungsrechten („libre open access“).
In Budapest wurde 2002 „die erste Open-Access-Initiative ins Leben gerufen“, die sich dafür aussprach, dass sich Wissenschaftler nicht durch ihre Forschung bereichern und stattdessen „ihre Erkenntnisse grundsätzlich allen zur Verfügung stellen“ sollten (Hagner 2015, S. 67). Durch die Niederreißung der Barrieren zwischen Autoren und Lesern sollten auch die Wissenschaftler selbst profitieren, indem sie „aus der Umklammerung der Verlage“ befreit werden sollten (Hagner 2015, S. 69). Besonders die sogenannten STM-Verlage (Science, Technology, Medicine), zu denen unter anderem Springer oder Holztbrinck gehören, belasteten und überlasteten zunehmend „durch ihre Preispolitik die finanzielle Leistungsfähigkeit der Bibliotheken“ (Hagner 2015, S. 70). Allerdings wurden schnell die Probleme, bzw. Einschränkungen des Open-Access Ansatzes klar.
Obgleich immer mehr Artikel frei zugänglich waren, war und wird es auch in Zukunft schwer umsetzbar sein, „alle jemals veröffentlichten wissenschaftlichen Artikel und Bücher kostenlos ins Netz zu stellen“ (Hagner 2015, S. 71). Allein „digitale[] Archive“ so einer Größenordnung zu erschaffen, fordert Arbeitszeit und finanzielle Mittel, die es unmöglich gestalten würden, den Inhalt unentgeltlich anzubieten (Hagner 2015, S. 71). Auch gilt für mehrere Millionen Artikel das Copyright, das zu übergehen, illegal wäre (Hagner 2015, S. 71). Der Druck auf die Autoren aber wächst, seit, wie Michael Hagner argumentiert, „Open Access zu einem moralischen Imperativ geworden ist“ (2015, S. 74). Seiner Ansicht nach geht dies so weit, „dass [sic] digitale Söldner die Homepages einzelner Wissenschaftler durchforsten und kontrollieren, wie viele Texte online verfügbar sind“ (2015, S. 74).