Das Bekannte und das Unbekannte, die Heimat und die Fremde: Begriffe, die in Zeiten großer Migrationsströme in aller Munde sind und sich schlimmstenfalls gegen alles richten, was vom Bekannten abweicht. Wichtig ist hier der Begriff „gegen“: Er impliziert von vornherein eine Ablehnung und schließt jede Identifikation mit dem Fremden aus. Immigration kann eine äußere sein, im tatsächlichen geographischen Umzug, aber genauso gut ist eine innere möglich.
Untersuchungen über die Auswirkungen von Immigration und die Wahrnehmungen des „Fremden“
Das Bekannte und das Unbekannte, die Heimat und die Fremde: Begriffe, die in Zeiten großer Migrationsströme in aller Munde sind und sich schlimmstenfalls gegen alles richten, was vom Bekannten abweicht. Wichtig ist hier der Begriff „gegen“: Er impliziert von vornherein eine Ablehnung und schließt jede Identifikation mit dem Fremden aus. Immigration kann eine äußere sein, im tatsächlichen geographischen Umzug, aber genauso gut ist eine innere möglich. Bernhard Wegener untersucht in dieser Studie Reaktionen auf äußere Immigration und analysiert Formen der inneren wie Selbstentfremdung. Er beginnt mit einer Untersuchung der Ursprünge dieser Abneigung gegen „das Fremde“ per se. Er analysiert:
„Das Fremde“, sei es ein tatsächlicher Text oder eine Kultur, eine Person, eine Situation, die es zu „lesen“ gilt, ist immer der Interpretation des Gegenübers ausgeliefert. Das bedeutet auch, dass „das Fremde“ einer Interpretation gegenüber offen sein kann und muss.
„Das Fremde in neuer Zeit“
Für die Leser ist vor allem interessant, wie sich Wegener mit dem „Fremden in neuer Zeit“ beschäftigt. Wegener untersucht wie Migration, Exil und Diaspora heutzutage definiert werden und wie sie sich voneinander unterscheiden. Er zeigt beispielhaft, wie neuankommende Migranten im heutigen Deutschland auf eine Kultur stoßen, die stetig den Bezug zu ihren Wurzeln verliert und sich im Schwebezustand zwischen dem Verlangen nach „der Heimat“ befindet und gleichzeitig mit einer Überforderung zu kämpfen hat, die von einem gesteigerten Medienkonsum herrührt. Dieser Medienkonsum lässt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen und fördert Halbwissen und Misstrauen in Menschen, die sich aufgrund ihrer eigenen unsicheren Position in der Gesellschaft nun auf neue Komponenten stützen, um ihre Verunsicherung zu kompensieren.
Wegener widmet sich auch der inneren Immigration, die z.B. nach einer traumatischen Erfahrung stattfindet. Dabei entfremdet sich der Mensch emotional von sich selbst, ist unfähig, Bezug zu seinen Mitmenschen herzustellen und entwickelt schlimmstenfalls eine gestörte Realitätswahrnehmung. Die Ablehnung des Fremden wird so auf das Selbst
zurückgeführt, das sich erst selbst kennen muss, bevor es auch andere akzeptieren kann. In Zeiten, in denen wir alle mit der Frage konfrontiert sind, ob wir das Fremde als Chance oder Hindernis sehen, ist Wegeners Analyse ein spannender Gedankenanstoß.