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12.02.2020

Die Unabhängigkeit der Wissensgesellschaft - Die Zeitschriftenkrise

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Die Gefahr, in der sich die Wissensgesellschaft – und mehr noch ihre Unabhängigkeit – befindet, ist nicht mit einem Satz erklärbar. Komplexe Mechanismen und wechselwirkende Kräfte spielen hier eine vordergründige Rolle.


Die Gefahr, in der sich die Wissensgesellschaft – und mehr noch ihre Unabhängigkeit – befindet, ist nicht mit einem Satz erklärbar. Komplexe Mechanismen und wechselwirkende Kräfte spielen hier eine vordergründige Rolle: 
etwa das hauptsächlich englischsprachige Verlagsoligopol, der Impact Faktor, die Rating Agenturen, kumulative Veröffentlichungen und Open Access. Vielen Studierenden und selbst Lehrenden ist oftmals nicht bewusst, wie ihre Handlungen und Entscheidungen die Unabhängigkeit der Wissenschaft schädigen beziehungsweise bedrohen. In diesen Blogeinträgen soll nun also Stück für Stück mehr Klarheit geschaffen werden.





Die Zeitschriftenkrise und ihre Folgen

Beginnen wir mit der Zeitschriftenkrise in den 1990er-Jahren. Aus einer Vielzahl an wissenschaftlichen Verlagen, die Universitäten und andere Wissenschaftseinrichtungen mit Monografien, Zeitschriften und so weiter versorgten, hatten sich einige wenige zu Großverlagen zentriert. Diese Verlagskonglomerate erweiterten sich zu einem amerikanisch-kanadischem Verlagsoligopol und konnten und können auch zukünftig die Preise insbesondere für Zeitschriften im Bereich Naturwissenschaft, Technik und Medizin (engl. Science, Technology and Medicine, kurz STM) explosiv ansteigen lassen. Die Etats der Bildungseinrichtungen aber stagnierten beziehungsweise waren sogar rückläufig. Die Folge: Serienveröffentlichungen konnten einfach nicht mehr gezahlt werden. Vielfach kündigten Universitätsbibliotheken Abonnements. Dies kompensierten die Großverlage, in dem sie die verbliebenen Abos noch teurer machten. Wissen wurde in immer eingeschränkterem Maße erhältlich. Die Bibliotheken mussten selektieren, Entscheidungen treffen, welche Zeitschriften für welche Fachrichtung sie weiterhin beziehen würden und welche nicht. Ungleiche Wissensverteilung nicht nur von Universität zu Universität, sondern auch von Fach zu Fach war nur eine dieser Folgen.

Von der digitalen Entwicklung in den 90-er-Jahren nun erhofften sich viele Bibliotheken eine Besserung. Doch tatsächlich verschlimmerte sich dadurch nur die Situation, denn die Großverlage verpassten den Sprung nicht – sie ergriffen stattdessen effektiv die Chance und erdachten sich neue Werkzeuge, um größtmöglichen Profit zu erzielen. Die Rating Agenturen und deren sogenannten Impact Faktoren kamen nun ins Spiel, die die Sache sehr viel komplizierter und die Lage der Universitäten sehr viel vertrackter werden ließ. Darauf wird im nächsten Eintrag eingegangen.




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