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Versuch über den europäischen Totalitarismus  Mit einem Seitenblick auf die SED-Herrschaft in der Honecker-Ära

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Versuch über den europäischen Totalitarismus Mit einem Seitenblick auf die SED-Herrschaft in der Honecker-Ära (Tienda española)

Tino Erstling (Autor)

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ISBN-10 (Impresion) 3865378250
ISBN-13 (Impresion) 9783865378255
ISBN-13 (E-Book) 9783736918252
Idioma Deutsch
Numero de paginas 212
Edicion 1
Volumen 0
Lugar de publicacion Göttingen
Fecha de publicacion 03.04.2006
Clasificacion simple Tesis doctoral
Area Ciencias sociales
Descripcion

- Eine inhaltliche Zusammenfassung -

Der hier thematisierte Versuch über den europäischen Totalitarismus mit einem Seitenblick auf die SED-Herrschaft in der Honecker-Ära erhebt den Anspruch, die derzeitige inhaltliche Entleerung und Verwirrung um den Totalitarismusbegriff aufzulösen sowie eine mögliche Antwort auf die Frage zu finden, was Totalitarismus ist bzw. sein könnte. Ziel dieser Arbeit ist es, an die klassischen Konzepte der 50er Jahre anzuknüpfen, die aufgrund ihres eng gefassten Totalitarismusbegriffes auch heute noch bestechen. In diesem Zusammenhang soll der Blick auf die SED-Herrschaft der 70er und 80er Jahre gerichtet werden, um diese angemessen begrifflich zu verorten.
Kapitel I der Arbeit trägt einen einführenden Charakter. Hier wird die wechselvolle Geschichte des Totalitarismuskonzepts rekonstruiert, um daraus dessen Leistungen, Defizite und Perspektiven zu extrahieren. In Analogie dazu wird erörtert, was Totalitarismus nicht ist. Der Fokus der Betrachtung richtet sich hierbei sowohl auf die absolutistische als auch auf die diktatorische Herrschaftsform. In diesem Zusammenhang wird herausgestellt, dass die uneingeschränkte Macht einer Person bzw. Personengruppe, der Terror gegen politische Gegner sowie die Erziehung und Bewusstseinsformung im Sinne einer neuen Ordnung bereits Merkmale jener Herrschaftsformen sind und von daher nicht die Verwendung des Totalitarismusbegriffes rechtfertigen. In einem nächsten Schritt ist der Frage nachzugehen, was, wann, von wem wie erlebt werden musste, dass traditionelle Begriffe der Herrschaftslehre als nicht mehr ausreichend empfunden wurden, um die Anfang des 20. Jahrhunderts neu entstandenen Regime hinreichend zu charakterisieren. Zu diesem Zweck werden die Anfänge der Totalitarismusdebatte in den 20er und 30er Jahren an den politischen Realitäten gespiegelt. Hierbei konnte herausgearbeitet werden, dass sich bis 1933 sowohl in Italien als auch im nationalsozialistischen Deutschland und der Sowjetunion keinerlei Veränderungen vollzogen, die nicht mit dem Begriff der „souveränen Diktatur“ (Carl Schmitt) zu beschreiben gewesen wären.
Kapitel II widmet sich der Annäherung an das Totalitarismusphänomen. Zu diesem Zweck wird die politische Entwicklung in der Sowjetunion bis in die 30er Jahre hinein vor dem Hintergrund der Frage nach politischen Veränderungen analysiert, die über das hinausgehen, was unter dem Begriff der souveränen Diktatur subsumierbar ist und den Gebrauch des Totalitarismusbegriffes rechtfertigen. In diesem Zusammenhang wird der Zäsur-Charakter der Ermordung Sergei Kirows näher betrachtet. In diesem Kontext ist auf die Moderne und ihre Konsequenzen einzugehen. Der Hass auf das Bürgertum wird dabei ebenso hervorgehoben wie das moderne europäische Geschichtsverständnis und seine Folgen.
Kapitel III befasst sich mit dem Versuch einer positiven Definition des Totalitarismus. Zu Beginn werden die im letzten Kapitel angedeuteten religiösen Aspekte von nationalsozialistischer und kommunistischer Ideologie diskutiert. Beide Lehren werden in einem nächsten Schritt vor dem Hintergrund gnostischen Denkens und Fühlens erörtert. Der Fokus wird dabei auf die Rezepte zur Welterlösung gerichtet. Von besonderer Bedeutung für die Definition des Totalitären ist hierbei die Betrachtung der libertinistischen Handlungsanleitung der Gnostiker. Sie wird gleichermaßen während der Zeit des „Großen Terrors“ sowie im Kriegs- und Nachkriegsstalinismus nachgewiesen. Gleiches gilt für den von den Nationalsozialisten initiierten „Vernichtungskrieg“ und den Holocaust. Aus dieser Analyse heraus wird das Wesen des europäischen Totalitarismus fassbar. Zum Zwecke einer möglichst exakten Eingrenzung wird die Notwendigkeit der Unterscheidung von Primär- und Sekundärphänomenen des Totalitarismus betont. In Anlehnung daran werden die Bemühungen um eine positive Definition des europäischen Totalitarismus im Rahmen eines Primärphänomens präsentiert. Es beschreibt ein aus einer zur Wissenschaft erhobenen Ideologie entwickeltes politisches Handlungsprinzip, das frei ist von Zweifeln. Der daraus entstehende politische Wille ist ethisch-moralisch völlig entgrenzt und ausschließlich auf das Ziel, die endgültige physische Vernichtung des zum Feind erklärten fixiert. Dieser Wille ist so stark, dass selbst die Sicherung der eigenen Herrschaft und damit die Etablierung der angestrebten Ordnung zugunsten dieses Ziels vernachlässigt werden. Dieser inhaltlich so ausformulierte Wille wird in Anlehnung an Benito Mussolini als „totalitärer Wille“ bezeichnet. Die totalitäre Herrschaft wird somit als Subtyp der souveränen Diktatur, nicht als eigenständige Herrschaftsform beschrieben.
Kapitel IV markiert das zeitliche Ende des Totalitarismus auf dem europäischen Kontinent. Entsprechend der in dieser Arbeit vertretenen Definition endet die totalitäre Herrschaft mit der Niederschlagung der nationalsozialistischen Herrschaft und dem Ableben Josef Stalins. Darüber hinaus werden das Linzsche Konzept autoritärer Regime und der Posttotalitarismusbegriff erörtert. Insbesondere letzterer wird auf seine Tauglichkeit hin untersucht, die realsozialistische Herrschaft der 70er und 80er Jahre angemessen zu beschreiben. Dabei werden Probleme aufgezeigt und Lösungsvorschläge unterbreitet.
Kapitel V beschäftigt sich mit der begrifflichen Erfassung der SED-Herrschaft in der Honecker-Ära. In diesem Zusammenhang werden bisherige Versuche besprochen und auf ihre Vor- und Nachteile hin abgeklopft. In Vorbereitung meiner eigenen Bemühungen habe ich die UdSSR als Bezugspunkt markiert, von dem sinnvolle Überlegungen auszugehen haben. Vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus dem letzten Kapitel, konnte das Diktaturkonzept von Carl Schmitt als geeigneter Diskussionsrahmen abgesteckt werden. Aufgrund des Herrschaftsanspruchs der SED eine kommunistische Ordnung errichten zu wollen, wird der Subtyp der souveränen Diktatur als Analyseraster gewählt. Im Zuge der Erörterung der DDR-Geschichte präsentiert sich die SED-Diktatur nach Schmittscher Lesart als zwar im Kern „souverän“, jedoch mit zunehmenden Einschränkungen. In Abgrenzung zu den eingangs diskutierten Konzeptualisierungsversuchen habe ich mit der „atrophisch-souveränen Diktatur“ eine neue Begrifflichkeit entwickelt, die meiner Ansicht nach dem ambivalenten Charakter der SED-Herrschaft entspricht. Sie stellt einen Subtyp der „souveränen Diktatur“ dar.
Kapitel VI markiert den Schlusspunkt dieser. Zur Abrundung werden die zuvor bearbeiteten Fragestellungen noch einmal aufgegriffen und zusammenfassend beantwortet.