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06.01.2022

Der weibliche Anteil am Prozess der Zivilisation

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Welche Rolle haben Frauen bei der Entwicklung der Zivilisation gespielt?


Von der Sippe zur Zivilisation


98 % der Zeit, in welcher die menschliche Spezies existierte, verbrachte sie im „Wildstatus“, d. h. einem Zustand, in dem die Geschlechterrollen nicht so stark ausgeprägt waren, wie wir es heute und aus den letzten Jahrtausenden kennen.
In dieser Form des menschlichen Zusammenlebens existierten noch keine sozialen Tabus. Inzest, Ehebruch und Eifersucht waren unbekannt, sodass alle männlichen und weiblichen Mitglieder einer Sippe potenzielle Sexualpartner waren.

Erst vor ca. 10.000 Jahren manifestierte sich durch die Erkenntnis des Zusammenhangs zwischen Geburt und Zeugung ein Rollenbild, welches zuließ, dass Männer ihre Frauen als „Privateigentum“ behandelten. Auf diese Weise konnten sie alleine als Erzeuger ihrer Nachkommen gelten und so ihren Besitz schützen sowie den Erhalt des Besitzes innerhalb der Familie sichern.


Der Lernprozess


Im Gegensatz zu unseren genetischen Verwandten, den Affen, deren Lernprozess laut Studien mit nur ca. 3 Jahre eine relativ kurze Zeit in Anspruch nimmt, ist der Lernprozess des „Nesthockers“ Mensch quasi unendlich, da das Gelingen und Misslingen von seiner Sozialisation abhängig ist und ihn sein Instinkt – anders als beim Affen – nicht behindert.

Einen geschlechtsspezifischen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt es bei diesem Lernprozess nicht, da das Überleben der menschlichen Spezies kommunikativ und nicht instinktiv gesichert wird. Nicht der biologische Unterschied macht also aus männlichen oder weiblichen Menschen „Männer“ und „Frauen“, sondern die Inhalte der Lernprozesse.


Der Beginn der Zivilisation


Durch die Entstehung der Agrargesellschaft und der damit einhergehenden Sesshaftigkeit wurde die zuvor herrschende natürliche Arbeitsteilung von der gesellschaftlichen Teilung abgelöst. Der Mensch verfolgte nicht mehr seine natürlichen Fähigkeiten und Vorlieben, sondern deren Notwendigkeit und seine Rolle in der Gesellschaft. So stand die Verbesserung der Lebensverhältnisse und der Versorgung aller Sippenmitglieder im Vordergrund.

So kam es, dass sich auch das Verhältnis zwischen Mann und Frau elementar änderte. Unter anderem auch durch das geschärfte Bewusstsein, dass die Zeugung neuen Lebens nur mit dem männlichen Samen geschehen konnte. Aus dieser Erkenntnis heraus resultierte das Bestreben des Mannes zum einen nur seine eigenen Nachkommen zu versorgen, damit die Sippe weiterhin bestand und der Besitz nicht in andere Hände übergehen konnte. Die Kontrolle seiner Partnerin und die damit einhergehende Absicherung, dass diese nur seine Nachkommen gebären würde, stellten hierfür das wichtigste Werkzeug dar.

Dadurch verlor die Frau ihre Dominanz und Selbstbestimmtheit, der Mann hingegen gewann immer mehr Macht innerhalb des gesellschaftlichen Zusammenlebens, da ihm seine Rolle als Erzeuger und Eigentümer bewusstwurde.

Durch den Beginn der Zivilisation kam es zusätzlich zu ersten Formen einer Klassengesellschaft, die dazu führten, dass die Mehrheit der Menschen von einer Minderheit an Menschen, die Besitztümer hatten, abhängig wurden.

Letztere übernahmen also aufgrund ihres Besitzes die Macht über die anderen.




Die Frauenbewegungen


Seit den 70er Jahren hat sich die Frauenbewegung weiterentwickelt: Frauen nehmen nun „ihre Sachen“ vermehrt in die eigene Hand, kämpfen für Ihre Rechte und Überzeugungen und mischen sich in „Männersachen“ ein.
Die Frauenbewegung hat ihren Ursprung bereits in der Renaissance, in der Frauen anfingen sich den damals geltenden Moralismen zu wiedersetzen.

Schon im Jahr 1622, setzte sich beispielsweise die Französin Marie le Jars de Gournay für das Recht auf Bildung für Frauen ein.

Später in den 1960er Jahren stießen die traditionellen Geschlechterrollen bei den jüngeren Generationen auf Kritik. Durch die Studentenbewegung und neue Lebensformen, wie sexuelle Freiheit, Kommunengründung, Kindergarten und Hippiedasein wiedersetzten sie sich den gängigen Rollenbildern.

Zwar gab es die Antibabypille seit 1961 auch in Deutschland, jedoch war diese zunächst nur verheirateten Frauen zugänglich, sodass eine große Mehrheit der Frauen bei der sexuellen Freiheit lange unberücksichtigt blieb.
Erst durch die sexuelle Revolution der 70ger Jahre wurde die Verschreibung der Pille liberalisiert. Dies bedeutete für die Frau nicht nur sexuelle Freiheit, sondern durch Geburtenkontrolle und Selbstbestimmung auch den Startschuss, ihre Rolle in der Gesellschaft neu zu definieren.



Der weibliche Anteil am Prozess der Zivilisation
Der weibliche Anteil am Prozess der Zivilisation
Karin Weingartz-Perschel
Autor
ISBN-13 (Printausgabe): 978-3-73697-538-5
ISBN-13 (E-Book): 978-3-73696-538-6
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26.11.2021

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