Cuvillier Verlag

35 Jahre Kompetenz im wissenschaftlichen Publizieren
Internationaler Fachverlag für Wissenschaft und Wirtschaft

Cuvillier Verlag

De En Es
19.02.2021

beyond forgetting

Big_2021_02_19_beyond_forgetting

Dieses Buch erforscht die Schnittmenge zwischen Performance-Praktiken, kritischem und erweitertem Design und Erinnerungskultur und untersucht disziplinübergreifende Arbeitsweisen und Bildungsmodelle als Reaktion auf zeitgenössische und historische Verfolgung und Exil. Es soll einen Beitrag zum Feld des Experimentellen und Erweiterten Designs leisten, indem es verkörperte Praktiken als sozial relevante prozessorientierte Modalitäten der Problemlösung und Bildung untersucht.


Die deutsche und britische Hochschulausbildung in den Künsten hat sich von der Bereitstellung eines offenen, kritischen Raum für kulturelle Experimente und soziale Inklusion, wie es die Herausgeber in den 1970er und 80er Jahren erlebten, hin zu einer semikommodifizierten und modularisierten Berufsausbildung entwickelt. Das transdisziplinäre Projekt ‘beyond forgetting 1938 – 2018: persecution/memory/exil’ und diese Publikation stellen Fragen, wie künstlerische Ausbildung und Praxis – im Design- und dem Sektor der Darstellenden Künste – sich jenseits eines neoliberales reduktionistisches System der Ausbildung und Kommodifizierung hin zu einer kritischen Praxis und Ausbildung bewegen können.

Das Projekt

Das Projekt “beyond forgetting 1938-2018” wurde konzipiert als eine disziplinübergreifende, transnationale und generationenübergreifende Untersuchung und als ein Austausch mit der Zielsetzung Fragen jenseits disziplinärer Belange zu stellen, um sich mit komplexen weltlichen Realitäten und sozio-historischen Beziehungen zwischen den Kulturen zu beschäftigen. Westliche Praktiken der darstellenden Künste – und zu einem großen Teil somatische Praktiken der Verkörperung – beanspruchen gesellschaftskritisches und kulturelles transformatives Potenzial. Die modernistische Avantgarde des Theaters, des Tanzes und der Reformkörperkultur – Körperkultur – verstand sich als kulturell störend, nonkonformistisch, als Vehikel für ein befreites Selbst oder als Vorbote einer utopischen, gleicheren Gesellschaft. Während solche universalistischen – und in der Tat privilegierten Positionen der Moderne in Frage gestellt werden, bieten sie kritischen Historien und verkörperten Methodologien, die getestet und theoretisiert sind, ein Sprungbrett für zeitgenössische Untersuchungen.



Das Ziel und die Entstehung des Projekts

Der britische Wissenschaftler Foluke Adebisi (2020) erinnert daran, dass die Wissenschaft – in Forschung und Lehre – als ein radikales Leuchtfeuer in einer Post-Wahrheits-Ära fungieren muss, “um die Illusionen und historischen Auslöschungen, die die Post-Faktizität ermöglicht haben” aufzuzeigen. In ähnlicher Weise wie pädagogische Denker wie Adorno, Freire, Giroux oder Firth schlägt er eine kritische Bildung vor, die einen Weg schafft, “der die Möglichkeit zur Veränderung” schafft, indem sie die Mechanismen der Konstruktion unserer Realität aufdeckt. Ein solcher Weg muss sich mit den historischen und sozio-ökonomischen Analysen des kolonialen übergreifenden Systems von Herrschaft, Ausbeutung und Kommodifizierung befassen.


Wie können wir als AkademikerInnen und PädagogInnen weiterhin unser Feld als einen kritischen Raum aktivieren? “beyond forgetting” entstand ursprünglich aus Initiativen an der Bath Spa University, der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Künste Coburg und der Kunsthochschule Coburg, um mit Studenten und fortgeschrittenen Praktiker/Wissenschaftler durch interaktive Workshops und Präsentationen über kritische und sozial engagierte Praxis zu reflektieren. Diese Publikation bietet ein Dokument dieser Arbeit und der Modelle der kritischen Bildung, welche im Rahmen dessen entstanden sind.


Inhalt der Publikation

“Beyond forgetting” erforscht die Schnittmenge zwischen Performance-Praktiken, kritischem und erweitertem Design und Erinnerungskultur und untersucht disziplinübergreifende Arbeitsweisen und Bildungsmodelle als Reaktion auf zeitgenössische und historische Verfolgung und Exil. Die Publikation soll einen Beitrag zum Feld des experimentellen und erweiterten Designs leisten, indem es verkörperte Praktiken als sozial relevante prozessorientierte Modalitäten der Problemlösung und Bildung untersucht. Die Sammlung von Aufsätzen und studentischen Projekten in dieser Publikation gibt einen Einblick in die Möglichkeit, auf verborgene und widerstrebende Geschichten von Verfolgung und Exil mit visuellen, performativen, konzeptionellen und interaktiven Mitteln zu reagieren.


Giroux, der Autor eines der enthaltenen Werke, beschäftigt sich mit Theordor W. Adornos kritischer Pädagogik im Kontext mit dem zeitgenössischen globalen neoliberalen agressiven US- und westlichen Imperalismus als eine neue Form der Barberei. 1966 kommunizierte Adorno ist seiner Veröffentlichung “Erziehung nach Auschwitz”, dass die einzig bedeutende Erziehung eine Erziehung zur Selbstreflexion, Kritikfähigkeit und Empathie sein müsse. Die Barberei sei seines Erachtens nach historisch mit den zivilsatorischen Prozessen verbunden und man könne sich dessen “explosiven Potenzials” nur entziehen, indem man sich kritisch den traditionellen autoritärem und totalitären gesellschaftlichen psychosozialen Strukturen und Gewohnheiten verweigere. Dieses Werk wirft nach Ansicht des Autoren grundlegende Fragen darüber auf, wie Akte der Unmenschlichkeit untrennbar mit pädagogischen Praktiken verbunden seien, welche die Vorraussetzungen für ein Handeln schaffen und die Öffentlichkeit angesichts der Ungerechtigkeit und Gräueltaten zum schweigen bringen. Giroux plädiert für eine “Bildung für die Zukunft”, in der Lernen/Bildung untrennbar mit sozialem Wandel, der Verpflichtung zu bürgerlicher Gerechtigkeit und einer Vorstellung von Demokratie, in der Frieden, Gleichheit, Mitgefühl und Freiheit nicht auf den Nationalstaat sind, sondern auf die internationale Gemeinschaft.


beyond forgetting
beyond forgetting
Gerhard Kampe
Herausgeber
Thomas Kampe
Herausgeber
ISBN-13 (Printausgabe): 978-3-73697-310-7
ISBN-13 (E-Book): 978-3-73696-310-8
Price_print
EUR 107,88
Price_ebook
EUR 0,00
13.01.2021

▲ nach oben springen