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Auswirkungen des Douglasienanbaus auf die Bodenvegetation im nordwestdeutschen Tiefland

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Auswirkungen des Douglasienanbaus auf die Bodenvegetation im nordwestdeutschen Tiefland

Sabine Budde (Autor)

Vorschau

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Leseprobe, Datei (280 KB)

ISBN-13 (Printausgabe) 3867270791
ISBN-13 (Printausgabe) 9783867270793
ISBN-13 (E-Book) 9783736920798
Sprache Deutsch
Seitenanzahl 146
Auflage 1
Band 0
Erscheinungsort Göttingen
Promotionsort Göttingen
Erscheinungsdatum 06.12.2006
Allgemeine Einordnung Dissertation
Fachbereiche Forstwissenschaften
Beschreibung

Fragestellung
Im norddeutschen Tiefland besteht ein Großteil der heutigen Waldfläche aus Kiefernaufforstungen. Dies widerspricht den heutigen Vorstellungen einer naturnahen und nachhaltigen Waldentwicklung. Daher sind Umbaumaßnahmen erforderlich, die vorrangig zur Entwicklung von Mischwäldern führen sollen. Neben den zwei heimischen Laubbaumarten Buche und Eiche hat auch die neophytische Nadelbaumart Douglasie mittlerweile einen festen Platz in der Reihe der verschiedenen anzustrebenden Waldentwicklungstypen eingenommen. Sie gilt als hochproduktiv und gut angepasst an die ozeanisch geprägten Standortsverhältnisse. Von Seiten des Naturschutzes wird der Anbau der Douglasie jedoch allein auf Grund ihres neophytischen Charakters häufig pauschal abgelehnt. Wissenschaftlich begründen lässt sich dies bisher nicht. Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es, die hinsichtlich der ökologi-schen Auswirkungen des Douglasienanbaus bestehende Kenntnislücke zu verkleinern und damit die Diskussionen zwischen Forstwirtschaft und Naturschutz zu versachlichen. Im Vordergrund der Untersuchung standen der Vergleich von Struktur und Diversität der Bodenvegetation und ihr Beitrag zum Stoffhaushalt in Douglasien-, Buchen, und Kiefern- Rein- und -Mischbeständen im nordwestdeutschen Tiefland.

Methodik
Sechs verschiedene Bestandestypen (Buche, Douglasie, Kiefer, Douglasie-Buche, Douglasie-Fichte und Kiefer-Buche) wurde für die Untersuchung ausgewählt und bezüglich ihrer Vegetation, Samenbank, Biomasse, Boden- und Lichtverhältnisse miteinander verglichen. Für jeden Bestandestyp wurden 10 Bestände (Mindestalter 50 Jahre) mit je zwei 400 m² großen Untersuchungsflächen gutachterlich ausgewählt. Um eine standörtliche Vergleichbarkeit zu gewährleisten, beschränkte sich die Auswahl der Flächen auf grundwasserferne, oligo- bis schwach mesotrophe Sandstandorte, die sich auf insgesamt vier naturräumliche Hauptein-heiten verteilen: den Niedersächsischen Küstenraum, das Mittelwestniedersächsische Tiefland, das Ostniedersächsische Tiefland und das Wuchsgebiet Jungmoränenlandschaft Schleswig-Holstein Ost / Nordwest-Mecklenburg.

Ergebnisse
Die Artenzusammensetzung der Buchen-Rein- und –Mischbestände entspricht dem typischen floristischen Inventar der in Norddeutschland als Luzulo-Fagetum ausgewiesenen Waldgesellschaft. Hinsichtlich der Struktur und Artenvielfalt wird deutlich, dass die Buchenreinbestände und die Kiefern-Buchenmischbestände eine sehr geringe Diversität aufweisen. Aber auch die Douglasien-Buchenmischbestände sind nur wenig arten- und strukturreicher. Erst die reinen Douglasienbestände, und die ihnen floristisch sehr ähnlichen Douglasien-Fichtenbestände, weisen eine deutlich höhere Artendiversität auf, die sich jedoch von der et-was geringeren Diversität der Kiefern-Reinbestände in den meisten Fällen nicht signifikant unterscheidet. Die Kiefernbestände zeichnen sich gegenüber den Douglasienbeständen vor allem durch hohe Deckungsgrade in der Krautschicht bei wenigen dominanten Arten aus (v. a. Deschampsia flexuosa und Vaccinium myrtillus). Generell bleiben in den Nadelholzbeständen viele Arten der bodensauren Buchenwälder erhalten, was als Hinweis auf Ersatzgesellschaften für diese gedeutet werden kann.
Vergleiche der Bodensamenbank mit der aktuellen Vegetation zeigen für die einzelnen Bestandestypen nur geringe floristische Ähnlichkeiten (12-38 %). Allen Bestandestypen ge-meinsam ist eine deutlich geringere Diversität in der Bodensamenbank als in der aktuellen Vegetation. Die bei der aktuellen Vegetation hinsichtlich ihrer Artenzusammensetzung und Diversität vorgefundene Zweiteilung in Bestandestypen mit Buchenbeteiligung und reine Nadelholzbestände lässt sich für die Bodensamenbanken nicht aufrechterhalten. Vielmehr wird aufgrund der generellen Artenarmut und verschiedenheit zur aktuellen Vegetation deutlich, dass der Aufbau einer persistenten Bodensamenbank in Wäldern keine bedeutende Rolle spielt.
Als entscheidender Umweltparameter für die Entwicklung der Bodenvegetation in den verschiedenen Bestandestypen erweist sich die Beleuchtungsstärke. Von den untersuchten Bodenparameter deuten lediglich das C/N-Verhältnis und die Humusakkumulation einen Zu-sammenhang mit dem jeweiligen Bestandestyp an. Geringen Streuungen der bodenkundlichen Untersuchungsergebnisse lassen jedoch auf ein standörtlich homogenes Untersuchungsgebiet schließen. Die Lichtverhältnisse differenzieren die Bestände vor allem über den Deckungs-grad der Kraut
und Moosschicht. In den Kiefernbeständen mit einer durchschnittlichen rela-tiven Beleuchtungsstärke von 25 % liegt der Deckungsgrad bei knapp 100 %, während alle Bestände mit Buchenbeteiligung sowohl hinsichtlich des Deckungsgrades als auch der Be-leuchtungsstärke bei unter 5 % liegen. Die Douglasien- und Douglasien-Fichtenbestände lie-gen zwischen diesen Extremen. C/N-Verhältnis und Humusakkumulation bilden hingegen keinen erkennbaren Gradienten aus. Das C/N-Verhältnis ist in den Kiefern-Reinbeständen gegenüber den übrigen Bestandestypen signifikant erhöht, und die Humusmächtigkeit ist in den Douglasien-Reinbeständen signifikant niedriger als in den übrigen Beständen.
Der Beitrag der Bodenvegetation zum Stoffhaushalt der Wälder ist zum einen von den Biomasseverhältnissen abhängig und zum anderen von der artspezifischen Nährstoffkonzent-ration. Bis auf die Kiefernbestände, in denen die Biomasse der Bodenvegetation immerhin ca. 4 % der oberirdischen Gesamtbiomasse ausmacht, liegt der Anteil der Bodenvegetation über-all unter 1 %. Unter Berücksichtigung der Nährstoffkonzentrationen erhöht sich dieser Beitrag merklich, in den Douglasien- und Douglasien-Fichtenbeständen auf bis zu 3 % und in den Kiefernbeständen sogar auf über 20 %. In den Buchenrein- und Mischbeständen bleibt der Beitrag der Bodenvegetation zum Stoffhaushalt gering. Ursache hierfür ist nicht nur das spärliche Auftreten an Bodenvegetation, sondern zugleich eine verglichen mit den anderen Baum-arten hohe Nährstoffspeicherkapazität der Buche. Ein deutlicher Effekt der Baumart Douglasie ist also ähnlich wie bei der Artenvielfalt nur in den Reinbeständen zu beobachten.

Schlussfolgerungen
Die mit Douglasie bewirtschafteten Flächen weisen keine vegetationsökologischen Besonderheiten auf, die gegen einen Anbau dieser Baumart sprechen würden. Die Douglasien-Buchen-Mischbestände schneiden bezüglich ihrer Diversität und ihres Nährstoffhaushaltes schlechter ab als die Douglasien-Reinbestände, sind im Vergleich zu den Kiefern-Buchen-Mischbeständen jedoch günstiger zu bewerten. Sie weisen, gemessen an ihrer floristischen Ähnlichkeit zu den Buchenbeständen, die als dominierende Waldgesellschaft der PNV gelten, einen höheren Grad an Naturnähe auf als die Kiefern-Buchenbestände.
Die Diskussion der Ergebnisse im naturschutzfachlichen und waldbaulichen Kontext zeigt, dass im ökologischen Bereich noch große Wissenslücken bestehen, insbesondere bezüglich der Douglasien-Mischbestände. Nach bisherigen Kenntnissen ist einem Anbau der Douglasie in Mischbeständen im norddeutschen Tiefland sowohl ökologisch als auch wald-baulich nichts entgegenzusetzen.