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Luftverunreinigung im Großraum Kairo - eine umweltökonomische Analyse

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Luftverunreinigung im Großraum Kairo - eine umweltökonomische Analyse

Amira S. Helmi (Autor)

Vorschau

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Leseprobe, Datei (26 KB)

ISBN-13 (Printausgabe) 3865372422
ISBN-13 (Printausgabe) 9783865372420
ISBN-13 (E-Book) 9783736912427
Sprache Deutsch
Seitenanzahl 256
Auflage 1 Aufl.
Band 0
Erscheinungsort Göttingen
Promotionsort Bochum
Erscheinungsdatum 14.10.2004
Allgemeine Einordnung Dissertation
Fachbereiche Wirtschaftswissenschaften
Beschreibung

Umweltprobleme der Entwicklungsländer ergeben sich aus dem Nebeneinander von wirtschaftlichen Problemen, Bevölkerungsexplosion und Verstädterung. Es sind vor allem die Megastädte, die unter Umweltaspekten zu einer Herausforderung werden. Es zeigt sich, dass trotz vieler Gemeinsamkeiten jede Megastadt einen individuellen Problemzuschnitt kennt und die Berücksichtigung dieser Eigenart von fundamentaler Bedeutung ist.

An dieser Stelle setzt die vorliegende Arbeit an. Sie konzentriert sich auf Kairo als einer der größten Metropolen der Welt. Dort lebt ca. ein Viertel der Einwohner Ägyptens, das entspricht einer Zahl von etwa 15 Mio. Menschen. Die Luftverschmutzung im Großraum Kairo hat sich während der letzen 25 Jahre verdreifacht und überschreitet fast alle kritischen Schwellenwerte. Ausgelöst wurde dies durch eine spezifische Industrialisierung bzw. industrielle Ansiedlungsstruktur sowie vor allem durch den Straßenverkehr. Es wird gezeigt, dass in den meisten Stadtteilen Kairos die tolerablen WHO-Konzentrationswerte vieler Luftschadstoffe überschritten wurden.

Grundsätzlich besteht dabei fast überall ein Zusammenhang zwischen Verkehr und Emissionen. Angesichts der zu erwartenden Verkehrsentwicklung wird die Luftbelastung weiter zunehmen. Als besonders problematisch hat sich die Belastungsentwicklung bei den Feinstaubpartikeln, den Stickstoffoxiden sowie beim Schwefeldioxid und Blei erwiesen. Ursächlich hierfür sind die verkehrsinfrastrukturellen und siedlungsstrukturellen Rahmenbedingungen sowie die dominierenden Verkehrssysteme. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich somit auf die Stadt Kairo bzw. ihren Verflechtungsraum und analysiert die Entwicklung die Luftbelastungssituation dieser Region in den beiden letzten Jahrzehnten.

Besondere Aufmerksamkeit wird hierbei der Verkehrs- entwicklung und ihren Implikationen zugewendet. In den letzen 40 Jahren zeigte die Erweiterung der Stadt Kairo eine ungeplante Expansion auf fruchtbarem Land. Durch die starke Konzentration der Einwohner entstand ein dichtes Verkehrsnetz mit Straßen, die je nach Alter und Stadtbezirk unterschiedlich gestaltet sind. Vor allem in den alten Stadtteilen sind die Verkehrswege eng und den Verkehrsmassen nicht gewachsen. Die ungeordnete Entwicklung der Siedlungsstruktur, insbesondere die Herausbildung von Trabantenstädten und neuen Siedlungsschwerpunkten an der Peripherie, hat in Verbindung mit einer beachtlichen Zentrumsorientierung des Großraumes Kairo den Verkehr auf den Radialstraßen sowie in der Stadtmitte zum Explodieren gebracht. Das ungeordnete Nebeneinander verschiedener Verkehre erhöht in Verbindung mit dem teilweise katastrophalen Zustand der Straßen das Staurisiko bzw. die stauveranlassten Emissionen. Die Linienführung der Straßen sowie die ungewollte Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen Stadtbezirken wirkt geradezu verkehrsinduzierend.

Die Lage der Industriegebiete verstärkt im Zusammenhang mit den primär vorherrschenden Windrichtungen die Belastungssituation im Zentrum, in dessen Nachbarschaftsbereich sich Siedlungsbereiche mit extrem hoher Verdichtung von Menschen (hohes Expositionsrisiko) mit eher unterdurchschnittlichem Einkommen befinden. Die Lösung der Verkehrsprobleme Kairos wird somit zu einem zentralen Punkt bei der Bewältigung der Luftbelastung im Großraum Kairo. Dazu werden im Rahmen dieser Arbeit zunächst die für Kairo spezifischen verkehrsinfrastrukturellen Rahmenbedingungen dargestellt. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Frage nach der Effizienz der vorhandenen Verkehrsinfrastruktur sowie Verkehrssysteme genauer eingegangen, als das in den bisherigen Veröffentlichungen zu diesem Thema der Fall ist.

Hierzu vorliegende Studien – soweit sie überhaupt existieren und wissenschaftlich verwertbar waren – wurden für einen Vergleich Kairos mit anderen Städten herangezogen. Die Arbeit zeigt, dass der Straßenverkehr stark dazu beiträgt, dass die Menschen der Luftverschmutzung ausgesetzt werden. Eine weitere wichtige Aufgabe dieser Arbeit besteht deshalb darin, die volkswirtschaftlichen Kosten dieser gesundheitlichen Schäden, die aus dem Straßenverkehr resultieren, ökonomisch zu bewerten.

Unter Auswertung internationaler Studien sowie unter Verwendung selektiver Einzelinformationen zum Großraum Kairo wurden die Kosten der Luftbelastung geschätzt. Hierzu wurden schadstoffbezogen die Kosten der Krankheitsbekämpfung, der krankheitsbedingten Produktionsausfälle bzw. der mortalitätsbedingten Schäden bestimmt. Die Rechnungen ergaben, dass sich die vermuteten Gesundheitsschadenskosten der Luftschadstoffe PM-10, SO2, und NO2 jährlich zwischen 805 Mio. US-$ und 2,3 Mrd. US-$ bewegen. Die auf den Verkehr entfallenden Gesundheitskosten beliefen sich im Jahr 2001 auf Werte zwischen rd. 410 Mio. und 1,2 Mrd. US-$. Dies entspricht einem Schadenanteilswert von 2 bis 6% am Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt. Bei der Einhaltung der WHO-Konzentrationswerte der Luftschadstoffe PM-10, SO2 und NO2 (70µ/m3 bei Partikel, 50µ/m3 bei SO2 und 50 µ/m3 bei NO2) im Großraum Kairo könnte man jährlich Kosten im Gesundheitsbereich von etwa rd. 464 Mio. US-$ bis 1,3 Mrd. US-$ vermeiden, bei verkehrsbezogenen Maßnahmen ergäbe sich ein Nutzenzuwachs zwischen rd. 245 Mio. US-$ und 724 Mio. US-$. Dies entspräche 1 bis 4% des Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts.

Daher werden im Rahmen dieser Dissertation unterschiedliche Maßnahmen, die zur Reduzierung der Verkehrsabgase im Großraum Kairo führen können, untersucht und bewertet. Diese Maßnahmen sind: die Einführung sowohl von Katalysatoren als auch der Euronorm II für Neufahrzeuge, vermehrte Inspektionsmaßnahmen, die Änderung des Kraftstoffeinsatzes durch Förderung gasbetriebener Fahrzeuge und schließlich der weitere Ausbau der Metrolinien. Mit Hilfe einer Kosten-Nutzen-Analyse wird eine Rangliste eines engeren Kreises von Maßnahmen aufgestellt, die sowohl wirtschaftlich vertretbar erscheinen, als auch den Anforderungen einer in Zukunft ständig weiter steigenden Mobilität genügen können.

Es zeigte sich, dass sich ein verstärkter Ausbau des Metrosystems umweltökonomisch als besonders vorteilhaft erweist. Dieser Ansatz würde außerdem zu einer Ersparnis beim Energieverbrauch in Höhe von 6 Mio. US-$ führen. Dieser Lösungsansatzpunkt bedarf eines hohen finanziellen Aufwandes, der langfristig nicht allein durch staatliche Mittel, sondern auch durch Privatgelder geleistet werden müsste. Weiterhin hat die Arbeit gezeigt, dass eine Nachbesserung der Verkehrssysteme sowie eine strategische Siedlungs- und Verkehrsinfrastrukturplanung der Stadt dringend erforderlich sind.