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„Er hat für sie Herrscher gebildet im Ei,
Machthaber den Rücken des Schwachen zu schützen.
Er hat ihnen den Zauber geschaffen, als Waffen
um den Schlag der Ereignisse zu wehren,
über die bei Tag und bei Nacht gewacht wird.“
So lauten die Worte aus der höchsten ethischen altägyptischen Lehre überhaupt, der Lehre für König Merikarê. Hier bildet Gott wissende Herrscher im Ei und stattet sie mit Zauber aus, um sein Vieh (die Menschen) zu schützen und das Böse zu beseitigen.
Vorliegendes Buch zeichnet unter dem Leitgedanken ‘contra superstitionem’ reale Denkweisen und Werte altkultureller Grundprinzipien sowie die damit verbundenen Lebensverhältnisse nach. Hierbei grenzt der Autor zunächst den Begriff ‘Aberglaube’ gegenüber altkulturellen Handlungen ab. Denn von wissenschaftlicher Seite her gilt der Begriff ‘Superstition’, was die divergenten Kriterien damaliger und heutiger Denkweisen anbelangt als befremdend, und führt wohl in den altkulturellen wissenschaftlichen Fachbereichen leicht zu Missverständnissen.
Von dieser Basis ausgehend wird der Begriff ‘Zauber’ im Rahmen von Frömmigkeit und Realität altkulturellen Gedankengutes untersucht, und zwar hergeleitet aus altägyptischen Grundprinzipien. Es zeigt sich, wie der ‘Zauber’ ein fundamentales Element in der ägyptischen Kultur darstellt und es deshalb nicht verwunderlich ist, dass Ägypten bezüglich des Zaubers und der Weisheit an mehreren Stellen in der Bibel erwähnt ist. Auch Weisheit und Wissen galten dort als Eigenschaft eines eingeweihten ‘Zauberers’, denn dieser gehört zur höchsten Stufe des Klerus. Ein Zauberspruch ist also primär als heilige Schrift betrachtet worden, den man in der Not und zum Schutz rezitieren kann. So heißt es z.B.: „Er [d. h. der betreffende Gott] veranlasst, dass die (medizinische) Schrift in Rede umgesetzt wird; er veranlasst die Sammelhandschriften; er gibt Wirkungsmacht den (Schrift-) Gelehrten; den Ärzten, die in seinem Gefolge sind, um denjenigen [zu] erlösen, von dem ein Gott will“. In einem anderen Zauberspruch wendet man sich an die Gottheit mit den Worten: „Ich habe aus deiner Magie rezitiert. Ich habe aus deinen zauberkräftigen Sprüchen gelesen. Ich habe mit deinen Worten beschworen, welche dein Herz geschaffen hat, jedem Zauberspruch, der aus deinem Munde kommt.“
Es war also ein göttliches Wissen und ein göttliches Erbe, von dem jene Abschriften in der
Urbibliothek aufbewahrt sind. Schon in der Blütezeit des klassischen Alten Reiches erzählt eine Annalennotiz aus der 5. Dynastie: „Der Gott habe im Hof des Sonnen-Heiligtums Nechen-Rê einen mit der eigenhändigen Schrift des Gottes beschrifteten Edelstein finden
lassen.“ Doch der Zauber wird in der Praxis im wahren Sinn als konkret verfügbare Energie gesehen und verstanden. Und so befürchtet der Altägypter – primär nach seinem Ableben – diese Zauberenergie zu verlieren bzw. dass diese ihm weggenommen und geraubt werden könnte.
Der Autor bezieht sich auf Überlieferungen von der vorgeschichtlichen bis in die griechisch-römische Zeit und berücksichtigt darüber hinaus auch koptische Überlieferungen. Dazu stützt sich die Arbeit, vor allem in den ersten Kapiteln, mehrfach auf biblische Analogien und theologische Auslegungen, um viele Elemente zu beleuchten, die sowohl in den damaligen Kulturen als auch in den heutigen Buchreligionen in ihrer Bedeutung konvergente Verhältnisse aufweisen. Dieses Buch kann daher außer der Ägyptologie auch anderen kulturellen und religiösen Fachbereichen dienen.
ISBN-13 (Printausgabe) | 3869557877 |
ISBN-13 (Printausgabe) | 9783869557878 |
Sprache | Deutsch |
Seitenanzahl | 394 |
Umschlagkaschierung | matt |
Auflage | 1 Aufl. |
Band | 0 |
Erscheinungsort | Göttingen |
Erscheinungsdatum | 16.06.2011 |
Allgemeine Einordnung | Sachbuch |
Fachbereiche |
Alte Geschichte
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