Cuvillier Verlag

36 Jahre Kompetenz im wissenschaftlichen Publizieren
Internationaler Fachverlag für Wissenschaft und Wirtschaft

Cuvillier Verlag GmbH

De En Es
Wie Berühmtheiten gemacht werden

Printausgabe
EUR 79,00

Wie Berühmtheiten gemacht werden

Lieferung voraussichtlich in KW 50

Ein Blick hinter die Kulissen des Promotion Business

Dieter Weidenfeld (Autor)

Vorschau

Leseprobe, PDF (1,5 MB)
Inhaltsverzeichnis, PDF (1,5 MB)

Dieter Weidenfeld ist „der große stille Strippenzieher des Pop“ (SZ. 3.11.2025).
Als Manager und Produzent von Stars wie Udo Jürgens, Howard Carpendale, Matthias Reim und andere, baute er nicht nur Künstler auf, sondern war Produzent dutzender goldener Schallplatten und inszenierte legendäre Konzerte, für die er 2017 den Life Entertainment Award erhielt (LEA).
Für die deutsche Musikbranche gilt er als „eine der legendärsten Gestalten der deutschen Schlagerszene“ (Münchner Merkur 3.11.2025).

Das wertvolle, wissenschaftlich fundierte Wissen des studierten Soziologen reicht von der hohen Kunst der Imagepflege, über einen konstruktiven Umgang mit der Presse bis zur Dramaturgie eines Konzerts.
Es wird in diesem Buch, angereichert mit praktischen Beispielen, präsentiert.

Das Buch Wie Berühmtheiten gemacht werden: Ein Blick hinter die Kulissen des Promotion Business, das Dieter Weidenfeld erst wenige Wochen vor seinem Tod abschloss, ist sein berufliches Vermächtnis.

ISBN-13 (Printausgabe) 9783689523855
ISBN-13 (E-Book) 9783689523862
Sprache Deutsch
Seitenanzahl 192
Umschlagkaschierung matt
Auflage 1.
Erscheinungsort Göttingen
Erscheinungsdatum 06.11.2025
Allgemeine Einordnung Biografie
Fachbereiche Allgemein
Schlagwörter Medien, Image, Storytelling, Kunst, Öffentlichkeitsarbeit, Medienpräsenz, Markenidentität, Message Control, Publicity, Persönlichkeit, Öffentlichkeitswirkung, Kommunikationsstrategie, Branding, Celebrity Culture

Rezension

Nachruf König von Deutschland

Die Entdeckung von Howard Carpendale, die „ZDF-Hitparade“ und die „Beatles“ bei RTL: All das verdankte die junge Republik Dieter Weidenfeld. Nun ist der 95-jährige Kölner in München gestorben. Nachruf auf einen großen, stillen Strippenzieher des Pop.
Von Andrian Kreye

Dieter Weidenfeld ist gestorben. Er war einer der Männer der popkulturellen Stunde Null der alten Bundesrepublik. Lange dauerte die. Lebensfreude und Eskapismus waren noch in den 60er-Jahren oft genug Importe aus Frankreich und Amerika. Aber dann fand sich das Land wieder in jener Schnittmenge aus dem Schlager, dem Chanson und dem Rock and Roll. Und Menschen wie Weidenfeld hatten das Gespür, daraus die Hits einer neuen Zeit zu destillieren.
Weidenfeld stammte aus Köln, wo er 1930 geboren wurde. Die späte Kindheit verbrachte er allein mit seiner Mutter. Sein Vater, ein polnischer Jude, war nur knapp dem KZ entkommen. Ein Fußballfreund von der SS hatte ihn gewarnt. Dieters Bruder war über 14 und landete im Arbeitslager. Er selbst kam als protestantischer Halbjude durch die Schule. Diese Jahre haben ihn sehr geprägt, seinen Trotz gegen Widrigkeiten vor allem.
Nach dem Krieg studierte Weidenfeld Soziologie und Psychologie, machte noch ein Kaufmannsdiplom dazu. Das sollte später die Kombination sein, aus der er sein Gespür für die Sehnsüchte der Massen zog. Wie so viele versuchte er sich erst in der Hochkultur, war Schauspieler, ging mit Trude Herr auf Tournee, der Theaterlegende aus seiner Heimatstadt Köln. Er sah sich im Ausland um, in England und landete schließlich in den Sechzigerjahren im Brutkasten der deutschen Popkultur, Radio Luxemburg. Elsner, Heck, Weidenfeld – die Bundesrepublik der Boomer ist ohne diese Männer nicht denkbar. Es war ein Trio, das bald schon das Land prägen sollte, das dort die wichtigsten Sendungen moderierte. Frank Elsner sollte mit „Wetten, dass..?“ das Samstagsfernsehen zum Wohlfühllagerfeuer der Republik machen. Dieter Heck, dem Weidenfeld den Mittelnamen „Thomas“ erfand, weil das nicht so zackig klang. Der etablierte den Schlager in seiner ZDF Hitparade als nationalen Kanon. Weidenfeld selbst moderierte von Mitte bis Ende der Sechzigerjahre „Die Luxemburger Funkkantine“. Das war ein Durchlauferhitzer des Pop. Neben den einheimischen Schlagerstars traten die Beatles bei Weidenfeld auf, die Stones und Jimi Hendrix.
Dann verschwand Weidenfeld hinter den Kulissen. Er wurde der Kölner (und später Münchner) Königsmacher. Vieles von dem, was er begann, ist heute in Deutschland Kanon. Nicht nur der Radiosender aus dem benachbarten Zwergstaat, der heute das Medienimperium RTL ist. Auch die Stars, die er entdeckte. Zunächst wurde er Produktionschef bei der Plattenfirma EMI Electrola. Eine seiner Entdeckungen war 1966 ein junger Südafrikaner, der bei ihm im Büro auftauchte und sich nicht abwimmeln ließ. Irgendwas fand Weidenfeld an ihm, und so gab er ihm eine Chance.
Carpendale erinnert sich auf Nachfrage der SZ am Telefon am Abend nach Dieter Weidenfelds Tod melancholisch an seinen Wegbegleiter. „Ich war damals in Düsseldorf, wir haben abends in so ’nem Schuppen zum Tanz gespielt, jeden Abend. Irgendwann dachte ich, ich geh’ mal bei EMI Electrola in Köln vorbei – und bin glücklicherweise auf die erste Etage gekommen, trotz Pförtner. Da traf ich ihn, er war der damalige A&R-Chef. Wir haben ein längeres Gespräch geführt, und er bat mich, ein paar Wochen später wiederzukommen – für eine Gesangsprobe. Aber da war er inzwischen nicht mehr bei Electrola – in diesen drei Wochen hatte er irgendwas getan, was seinem Chef wohl nicht gefiel.“ Carpendale wurde bei EMI trotzdem ein Star.
Zu Carpendale sagte Weidenfeld mal: „Du hast unglaublichen Erfolg, aber Du machst alles falsch.“
Erst später fanden sie dann zusammen. „So ’77, ’78, habe ich ihn angerufen und gesagt: ‚Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich hab’ einen Hit nach dem anderen, aber wenn ich ein Konzert gebe, kommen nur 400 Leute. Irgendwas mach’ ich falsch.‘ Dann haben wir uns bei einem Auftritt von mir getroffen. Er saß danach mit mir in der Garderobe und sagte: ‚Du hast unglaublichen Erfolg, aber Du machst alles falsch. Stell Dir mal vor, Du würdest alles richtig machen!‘ So fing das Ganze an. Dann haben wir 30 Jahre lang miteinander gestritten – und wurden sehr erfolgreich.“
Weidenfelds Rezept war einfach. Carpendale: „Er sagte immer: ‚Es geht darum, die Menschen neugierig zu machen.‘ Und das geht nicht nur mit einem Drei-Minuten-Lied in einer Samstagabendshow. Am Anfang habe ich das gar nicht gemacht, aber ich habe dann gelernt, mich mehr auf Interviews einzulassen, in denen es auch mal um etwas anderes geht – manchmal sogar um Politik, was ich heute viel mehr tue als damals. Ich habe mich nie gescheut, über Themen wie Südafrika zu sprechen, wo ich einen Teil meiner Kindheit verbracht habe. Das hat viele Menschen interessiert und neugierig gemacht.“
Auch Carpendales Bühnenauftritte überarbeitete Weidenfeld. Carpendale erinnert sich: „Dieter hatte natürlich ein unglaubliches Wissen über die Arbeit auf der Bühne. Er war früher Schauspieler und auch Model – ein sehr gut aussehender Mann in jungen Jahren. Er hat mir beigebracht, wie man auf der Bühne steht. Er sagte immer: ‚Der Chef ist das Publikum. Bring ihnen was!‘.“
Unzählige Stars entdeckte Weidenfeld über die Jahre. Peter Kraus zum Beispiel, viel später dann Matthias Reim. Er kümmerte sich um die Karriere von Udo Jürgens, später dann mit seiner eigenen Firma um Leute wie Heinz Rühmann, Alexandra, Rex Gildo, Abi Ofarim, Al Bano und Romina Power.
Das war ein Kosmos, der weit über die Grenzen reichte. Aus dem Ausland holte er die heute ikonische Françoise Hardy, Sascha Distel, Gilbert Bécaud und Harry Belafonte. Und auch die Musik blieb nicht sein einziges Feld. Aus dem Zauberkünstler Uri Geller mit seinen Löffelverbiegungstricks wurde ein Superstar. Fürs Fernsehen managte er den Oberarzt der Nation Klaus-Jürgen Wussow von der „Schwarzwaldklinik“. Und er griff ein, produzierte Konzerte und Fernsehshows, schrieb an den Texten seiner Schützlinge mit. Das Alter konnte ihn nicht bremsen. Seine Entdeckung Matthias Reim managte er bis letztes Jahr noch. Und er verfasste Bücher. In wenigen Wochen soll sein jüngstes erscheinen: „Wie Berühmtheiten gemacht werden“. Das konnte er, weil er erkannte, wer die wenigen waren, die die Sehnsüchte der vielen berühren können. Oder wie Howard Carpendale sagt: „Leider fehlen heute solche Menschen in der Branche. Sie hat sich sehr verändert – es geht nur noch um Streaming und Zahlen. Persönlichkeiten, echte Typen, gibt es kaum noch – auch nicht im Sport, weder in der Politik noch in der Unterhaltung.“
Am Samstag ist Dieter Weidenfeld in München gestorben, wie seine Tochter, die Autorin Nathalie Weidenfeld der SZ bestätigte. Er wurde 95 Jahre alt.