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20.07.2022

Kognitive Prozesse Studierender im Nachhaltigkeitsmanagement

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Um das Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen umzusetzen, ist die Qualifizierung von Absolventinnen und Absolventen betriebswirtschaftlicher Studiengänge im Nachhaltigkeitsmanagement von grundlegender Bedeutung. Inzwischen haben viele Hochschulen sich dazu verpflichtet, nachhaltigkeitsrelevante Bildungsziele curricular in den angebotenen Studiengängen zu verankern.


Politische Bildung und Nachhaltigkeit sind zwei eng miteinander verknüpfte Konzepte. In den 1970er Jahren wurde das Lerncurriculum der Schüler:innen erweitert, um sie dazu befähigen sich selbst positionieren zu können. Im Rahmen dessen ist der Beutelsbacher Konsens entstanden, welcher sich aus drei Prinzipien zusammensetzt:

    1. Indoktrinationsverbot
    2. Kontroversitätsgebot
    3. Befähigung der Schüler:innen politische Inhalte zu verstehen und analysieren

Diese drei Vorschriften sollen dafür Sorge tragen, dass die Lernenden dazu befähigt sind, sich mit politischen und nachhaltigen Themen auseinanderzusetzen und sich zu positionieren. Das Indoktrinationsverbot richtet sich an die Lehrenden: sie dürfen ihren Schüler:innen einen Einblick in das jeweilige Thema geben, nicht jedoch ihre eigene Meinung vermitteln. Im Rahmen der Unterrichtseinheiten dürfen sie verschiedene Positionen vorstellen, allerdings nicht eine als „die richtige“ Haltung postulieren – hier ist das auch Kontroversitätsegebot integriert. Im deutschen Bildungssystem ist verankert, dass sich die staatliche Gewalt – die Demokratie mit ihrer Bildungsfreiheit – sich in den Schulen widerspiegelt: Schüler:innen sollen sich unvoreingenommen mit Inhalten auseinandersetzen und sich ihre eigene Meinung dazu bilden können. Hochschulbildung verhält sich gleichermaßen.



Bildung für nachhaltige Entwicklung 


Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) steht für eine Bildung, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigt. Die Umsetzung der UNESCO-Programme für BNE werden in Deutschland seit 2015 federführend vom BMBF koordiniert. Bundesministerium für Bildung und Forschung


Die Vorgeschichte der BNE zeigt sich in den langjährigen Kongressen der Vereinten Nationen (UN), die sich der Nachhaltigkeit und der diesbezüglichen Erziehung widmet. 2015 wurden 17 Ziele – Sustainable Development Goals (SDGs) – festgelegt, die bis 2030 erreicht werden sollen. Diese sind an die Millenniums-Entwicklungsziele (MGDs) angelehnt, welche 2000 für 2015 angesetzt wurden.


Millennium Development Goals 


Bekämpfung von extremer Armut und Hunger; Primärschulbildung für alle; Gleichstellung der Geschlechter; Senkung der Kindersterblichkeit; Verbesserung der Gesundheits­Versorgung der Mütter; Bekämpfung von HIV/AIDS; Malaria und anderen schweren Krankheiten; Ökologische Nachhaltigkeit; Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung.


Erweiterung in den Sustainable Development Goals 


Armut beenden; Ernährung sichern; Gesundes Leben für alle; Bildung für alle; Gleichstellung der Geschlechter; Wasser und Sanitärversorgung für alle; Nachhaltige und moderne Energie für alle; Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle; Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung; Ungleichheit verringern; Nachhaltige Städte und Siedlungen; Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen; Sofortmaßnahmen ergreifen, um den Klimawandel und seine Auswirkungen zu bekämpfen; Bewahrung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen; Landökosysteme schützen; Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen. Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zum Recht ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen; Umsetzungsmittel und globale Partnerschaft stärken.

Hierbei ist anzumerken, dass diese Ziele zu erreichende Messwerte besitzen. Die Agenda 30, die es sich zum Ziel hat die SDGs bis 2030 zu vollbringen, ist sich der Limitierungen bewusst, unterstützt aber nichtdestotrotz die Bemühungen von Institutionen und Einrichtungen die SDGs anzupassen.


Lerncurricula 


Ziel von BNE ist es, Schülerinnen und Schüler zu einem selbstbestimmten, mitgestaltenden, verantwortungsbewussten und solidarischen Leben in der globalisierten Gesellschaft zu befähigen. Im Vordergrund steht die Förderung von zukunftsfähigem und transformativem Denken und Handeln. Das Lernen für die Zukunft vermittelt über Faktenwissen hinaus Fähigkeiten und Werte, die es Schülerinnen und Schülern ermöglichen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen, kritisch zu hinterfragen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Dabei werden ökologische, ökonomische, soziale, politische, kulturelle sowie ethische und religiöse Dimensionen berücksichtigt. Niedersächsisches Kultusministerium

Die einzelnen Schulen können sich unabhängig von ihrer Schulform aussuchen, in welchen Fächern sie den Schüler:innen das Thema nachhaltige Entwicklung näherbringen wollen – Prämisse ist die Berücksichtigung der Kerncurricula des Landes. Diese schreiben den Kenntnisstand der Schüler:innen vor, welche diese in dem jeweiligen Jahrgang und in der jeweiligen Schulform erlangt haben müssen. Bezogen auf Niedersachsen, sollen so 9. Klässler:innen im Fach Deutsch in der Lage sein, lange Redebeiträge zu verstehen und angemessen darauf zu regieren: sach-, situations- und adressatenbezogen. Die Lehrkraft kann hierfür eine einleitende Präsentation zu den SDGs halten und den Schüler:innen im Anschluss Fragen stellen. Dieses Vorgehen ist nicht nur im Schulsystem von Belang, sondern ebenfalls im Hochschulniveau – so gibt es gesamte Masterstudiengänge, die sich diesem Thema widmen, wie auch Seminare, die die SDGs zum Thema haben.


Simulationsspiele 


Im jeden Fall bietet es sich an BNE mit aktions-orientiertem Handeln zu verbinden: Schüler:innen und Student:innen sollen aktiv erfahren, wie mit Inhalten umgegangen werden kann. Ein gutes Beispiel hierfür sind verschiedene Simulationsspiele, die den Nutzer:innen eine Welt präsentieren, die sie nachhaltig gestalten sollen. Im Anschluss an diese Spiele können die Entwicklungen schriftlich festgehalten oder anderweitig abgeprüft werden.
Ein solches Spiel ist zum Beispiel „Keep Cool“: 



Dieses Spiel aus dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung widmet sich dem Klimawandel, aber - anders als triCO2lor - auf der Ebene der Weltpolitik. Die Teilnehmer sind weltpolitische Akteure, welche offene und geheime (umwelt- bzw. wirtschafts-)politische Ziele verfolgen; wer seine beiden Ziele zuerst erreicht, gewinnt das Spiel. Zu den Stärken des Spiels gehört sein hoher Realitätsbezug: Keep Cool bildet reale Weltregionen, Akteursgruppen und Klimafolgen ab und verbindet diese zu einem spannenden Spiel, das Interaktionen der Teilnehmer geradezu zwingend herausfordert. Tilman Langner

Angelehnt an dieses Beispiel stellen wir Ihnen die Dissertation von Anton Repp „Kognitive Prozesse von Studierenden im Nachhaltigkeitsmanagement: Eine Think-Aloud-Studie zur kognitiven Validierung simulationsbasierter Testaufgaben“ vor. Er beschreibt die Relevanz seiner Arbeit folgendermaßen:
„Um das Thema Nachhaltigkeit in Unternehmen umzusetzen, ist die Qualifizierung von Absolventinnen und Absolventen betriebswirtschaftlicher Studiengänge im Nachhaltigkeitsmanagement von grundlegender Bedeutung. Inzwischen haben viele Hochschulen sich dazu verpflichtet, nachhaltigkeitsrelevante Bildungsziele curricular in den angebotenen Studiengängen zu verankern. Mit entsprechenden Kompetenztestungen kann die Erreichung der Bildungsziele nachgewiesen werden.“

Kognitive Prozesse von Studierenden im Nachhaltigkeitsmanagement
Kognitive Prozesse von Studierenden im Nachhaltigkeitsmanagement
Anton Repp
Autor
ISBN-13 (Printausgabe): 978-3-73697-612-2
ISBN-13 (E-Book): 978-3-73696-612-3
Price_print
EUR 95,88
Price_ebook
EUR 67,80
20.06.2022

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