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Die Verbrechensbekämpfung gehörte nicht zu den zentralen Politikfeldern des nationalsozialistischen Regimes, trotzdem zählte die Kriminalpolizei „zum Kern und Machtzentrum“ dieses völkischen Maßnahmenstaates. Die Kontrolle der Kriminalität und die Verfolgung von sogenannten ´Berufsverbrechern´ und sozialen Randgruppen waren wesentliche Elemente nationalsozialistischer Gesellschaftspolitik. Eine von Himmler 1937 zentralisierte, im Reichskriminalpolizeiamt (RKPA) verreichlichte und 1939 in das Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) integrierte Kriminalpolizei wurde ein wirkungsvolles Werkzeug des NS-Staates und vollzog Maßnahmen zur ´Vorbeugenden Verbrechensbekämpfung´ zum Schutz der nationalsozialistischen ´Volksgemeinschaft´, vor allem auch zum Schutz ihrer vermeintlichen biologischen Substanz. In diesem Rahmen wurden sowohl im Deutschen Reich (DR) als auch in den von der Deutschen Wehrmacht okkupierten Gebieten rund 110 000 Menschen von der Kriminalpolizei als ´Verbrecher´ oder ´Asoziale´ in Konzentrationslager deportiert, wo mehrere Zehntausend den Tod fanden. Zudem verschleppte die Kriminalpolizei weiter über 40 000 Sinti und Roma, die fast alle in der Folge umkamen. Die Deportationen wären ohne die Kriminalpolizei nicht möglich gewesen, sie wurde damit auch in den Einsatzgruppen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und des Sicherheitsdienstes (SD) zum Vollstrecker der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik.
Dr. Bernhard (Bernd) Wehner (1900-1995) war von 1940 bis 1945 als Kriminalrat (KR) und SS-Hauptsturmführer im RKPA Experte im Referat ´Kapitalverbrechen´ tätig und beispielsweise anlässlich des Attentatsversuchs auf Hitler am 20. Juli 1944 eingesetzt.
Wehner, der 1951 wieder in die Kriminalpolizei eingestellt und im 1970 als Kriminaldirektor (KD) und Leiter der Kriminalpolizei Düsseldorf pensioniert wurde, publizierte zwischen 1949 und 1989 umfangreich zunächst als Journalist des Magazins „Spiegel“ und nachfolgend in der Fachzeitschrift „Kriminalistik“ Beiträge zur Geschichte der Kriminalpolizei zwischen 1933-1945 mit dem Narrativ, die Kriminalpolizei sei ohne eigenes Verschulden und ohne eigene politische Überzeugung in die Diktatur geraten und dort lediglich ein Werkzeug der Machthaber gewesen. Die Kriminalpolizei wurde als Täter so zum Opfer und die tatsächlichen Opfer blieben reine Objekte kriminalpolizeilicher Maßnahmen. Dieser Legendenbildung schlossen sich in den Folgejahren weitere ehemalige und in der BRD wieder aktivierte Führungskräfte der Kriminalpolizei an, die versuchten, Einfluss auf die Entwicklung der Nachkriegs-Kriminalpolizei in Westdeutschland zu nehmen, auch auf die Einrichtung des BKA im Jahr 1951.
ISBN-13 (Printausgabe) | 9783736979000 |
ISBN-13 (E-Book) | 9783736969001 |
Sprache | Deutsch |
Seitenanzahl | 348 |
Umschlagkaschierung | matt |
Auflage | 1 |
Erscheinungsort | Göttingen |
Erscheinungsdatum | 19.10.2023 |
Allgemeine Einordnung | Sachbuch |
Fachbereiche |
Neueste Geschichte und Zeitgeschichte
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Schlagwörter | NS-Staat, Kriminalpolizei, Sinti und Roma, vorbeugende Verbrecherbekämpfung, Deportationen, KZ, Einsatzgruppen, Täterforschung, Vernichtungspolitik, perpetrator research, extermination policy, deportations |