Das Agribusiness durchläuft seit einigen Jahren einen tiefgreifenden Transformationsprozess, der durch das Spannungsfeld aus Klimawandel, Digitalisierung und dem zunehmenden gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit geprägt ist. Autor Maximilian Deutsch untersucht in seiner Dissertation, unter welchen Voraussetzungen nachhaltige Landwirtschaftssysteme etabliert werden können und unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen sich digitale Innovationen im Agribusiness durchsetzen werden.
Das Agribusiness durchläuft seit einigen Jahren einen tiefgreifenden Transformationsprozess, der durch das Spannungsfeld aus Klimawandel, Digitalisierung und dem zunehmenden gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit geprägt ist. Betrachtet man die nationalen, europäischen und internationalen Anforderungen, die u. a. im „Green Deal“ oder in den AECMs (Agri-environment-climate measures) der GAP 2020 zu finden sind, wird deutlich, dass dieser Transformationsprozess auch zukünftig zu enormen Veränderungen im Bereich der Agrar- und Ernährungswirtschaft führen wird. Gerade die produzierende Landwirtschaft als Kernsektor des Agribusiness stellen die Forderungen aus Politik und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Autor Maximilian Deutsch untersucht daher in seiner Dissertation unter welchen Voraussetzungen nachhaltige Landwirtschaftssysteme etabliert werden können und unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen sich digitale Innovationen im Agribusiness durchsetzen werden.
Der anhaltende Transformationsprozess stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Maßgeblich ursächlich hierfür sind der schnelle technische Fortschritt – bestimmt durch die Digitalisierung – , der Klimawandel und die sich stark verändernden gesellschaftlichen Erwartungen an die ökologische Nachhaltigkeit und den Tierschutz in diesem Sektor. Zunehmender Wettbewerb, Preiskampf und die Veränderung des Wettbewerbsumfelds im gesamten Wertschöpfungsprozess durch die fortschreitende Digitalisierung stellen auch die vor- und nachgelagerten Sektoren der Betriebsmittelhersteller und des Landhandels vor enorme Herausforderungen. Zusätzlich stellt der Klimawandel die produzierenden Landwirte immer wieder vor neue Probleme. Einerseits leiden sie unter den veränderten Niederschlägen und der Zunahme von Dürre- und Starkregenereignissen, da diese negative Effekte auf ihren Ertrag bedeuten und verstärkte Nährstoffauswaschungen und Erosionen zur Folge haben. Anderseits ist die Landwirtschaft einer der Verursacher des Klimawandels. Etwa 11 % der emittierten Treibhausgase in Deutschland sind ihnen zuzuordnen, was sie in den Fokus der öffentlichen Diskussion rückt und den Wunsch nach nachhaltigerer Landwirtschaft verstärkt.
Auf die Auswirkungen des Klimawandels und die neuen gesellschaftlichen Ansprüche reagierte die Politik mit diversen Entwürfen. Auf europäischer Ebene entstanden u. a. die „Farm to fork“-Strategie im Rahmen des Green Deal der Europäischen Kommission und die „Agri-environment-climate measures“, welche die deutliche Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und Düngern fokussieren, sowie eine mindestens 50%ige Verringerung der Nährstoffverluste bis 2030 vorsehen. Gleichzeitig soll sich die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) mit Blick auf den Transformationsprozess zu mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft entwickeln. Ziele wie eine Erhöhung der Biodiversität, eine Verbesserung der Bodenstruktur und die Verringerung des Dünger- und Pflanzenschutzmitteleinsatzes sollen durch die Umsetzung von Maßnahmen aus dem Katalog der AECMs erreicht werden.
Auf nationaler Ebene sollen die Klimaziele 2050 erreicht werden, die Bundesregierung hat hierfür das Klimaschutzprogramm 2030 entwickelt. Neben der Reduktion von CO2-Emissionen gehört auch die nachhaltige Energie- und Wärmegewinnung aus regenerativen Quellen zu den Zielen. Im landwirtschaftlichen Sektor wird dafür der Fokus auf eine effizientere Nutzung von Wirtschaftsdünger und den Humusaufbau bzw. –erhalt im Ackerland gelegt. Das Klimaschutzprogramm empfiehlt als eine mögliche Maßnahme zur Zielerreichung den Ausbau der Förderung von Forststreifen auf landwirtschaftlichen Flächen vor, welche eine Verbesserung der Bodenqualität zur Folge hätte und gleichzeitig zu einer Reduktion der CO2- und Schadstoffemissionen führen würde.
Sogenannte Agroforstsysteme sind innovative und vor allem nachhaltige Landnutzungssysteme, welche den Anbau von traditionellen Ackerkulturen mit Streifen von schnell wachsenden Gehölzen kombinieren und somit eine Möglichkeit bieten, die landwirtschaftlichen Kernfunktionen der Lebensmittelerzeugung mit der Erfüllung der Nachhaltigkeits- und Klimaziele zu vereinen. Die schnellwachsenden Gehölze können als nachhaltige Biomasse der Erzeugung von erneuerbaren Energien und Wärme dienen. Weitere positive Effekte dieser Agroforstsysteme sind die Reduktion von Nährstoffauswaschungen, eine höhere Ausnutzung von Bodenwasserkapazitäten in Anbetracht der klimatischen Extremereignisse, die Diversifizierung des Landschaftsbildes und eine Steigerung der Biodiversität. Zusätzlich bieten diese Landnutzungssysteme für Landwirte die Möglichkeit einer Einkommensgenerierung und der Risikodiversifizierung, welche gesellschaftlich betrachtet eine hohe Akzeptanz und Legitimation erfährt. Insgesamt können Agroforstsysteme als ein potenzieller Lösungsansatz für die genannten Herausforderungen im Bereich des Agribusiness charakterisiert werden.
Trotz der Vorteile beschränkt sich der Einsatz von Agroforstflächen bislang auf verhältnismäßig wenige private und öffentliche Versuchsflächen. Begründet wird diese Situation durch die hohe Komplexität des Agrarförderrechts, die ökonomische Abhängigkeit von Marktpreisen, Erträgen und Standortbedingungen sowie den Vorbehalten und Vorurteilen seitens der Landwirte. Wissen, Erfahrungen, Einstellungen und Akzeptanz – die Umsetzung von Agroforstsytemen bedingen auch neue Anforderungen.
Analog zu anderen Wirtschaftsbereichen entwickelt sich auch die Digitalisierung im Bereich des Handels von Gütern und Dienstleistungen. Gerade der Landhandel, welcher das Bindeglied zur Landwirtschaft darstellt, ist besonders von diesen Veränderungen betroffen. Gleichzeitig verstärken u. a. der landwirtschaftliche Strukturwandel und die sich verändernden Kundenanforderungen den Veränderungsdruck in diesem Bereich. Gleichzeitig kann die Digitalisierung auch eine Chance für etablierte Landhandelsunternehmen bedeuten, denn durch z. B. digitale Vertriebs- und Beratungskonzepte ist eine Verbesserung der Beratungsqualität möglich. Die Investition in solche Technologien zur Sicherung des Kerngeschäftes ist mit Hinblick auf den hohen Konkurrenzdruck und Margen eine starke Herausforderung für diese Unternehmen. Für eine ganzheitliche Betrachtung der Digitalisierung im Agribusiness betrachtet Autor Maximilian Deutsch nicht nur die Seite der Landwirte, sondern auch die des Landhandels. Auf diese Weise trifft er eine Einschätzung der potenziellen Digitalisierungsverläufe und deren Auswirkungen auf den Landhandel.
Die Internationale Reihe Agribusiness umfasst Dissertationen und Tagungsbände, die aktuelle Ergebnisse der betriebswirtschaftlich ausgerichteten agrarökonomischen Forschung präsentieren. Die Schriftenreihe eröffnet Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit, die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit einem interessierten Fachpublikum vorzustellen. Inhaltliche Schwerpunkte der Reihe sind die Organisation nationaler und internationaler Wertschöpfungsketten der Agrar- und Ernährungswirtschaft, Aspekte der strategischen Planung im Agribusiness sowie Fragen des Qualitäts- und des Personalmanagements. Branchenschwerpunkte bilden die Bioenergieproduktion, die Milch- und die Fleischwirtschaft sowie die Erzeugung, der Handel und die Verarbeitung pflanzlicher Produkte.