Gabriele Münter und Murnau

Gabriele Münter gilt heute als eine der prägendsten Künstlerinnen des Expressionismus. Doch ihren Durchbruch hat sie auch einem ganz bestimmten Ort zu verdanken – Murnau am Staffelsee.

In Murnau am Staffelsee verbrachte Gabriele Münter die Zeit von 1908 bis zum Beginn des ersten Weltkrieges. In dieser Zeit ließ sie sich von den Häusern und umliegenden Landschaften inspirieren, und leitete so, mit den ebenfalls in Murnau lebenden Künstlern Wassily Kandinsky, Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky, die „Murnauer Zeit“ ein.

Die Neuveröffentlichung „Murnauer Häuser – Gabriele Münter zwischen Heimatbewegung und Kinderkult“ von Evelin Priebe behandelt die Entwicklung von Gabriele Münters Kunst in dieser Zeit der Kunstgeschichte.

Wie kam Gabriele Münter nach Murnau?

Gabriele Münter wurde am 19. Februar 1877 in Berlin, als jüngstes von vier Kindern, in eine wohlhabende Familie geboren. Ihr Vater starb 1886, ihre Mutter verbrachte viel Zeit auf Reisen oder im Krankenhaus. Auf diese, von wenig Erziehung und Förderung, geprägten Jugend wird Münters direkte und unkonventionelle Art zurückgeführt.

Im Frühjahr 1897 begann sie Privatunterricht beim Maler Ernst Bosch zu nehmen und besuchte die Damenkunstschule von Willy Spatz in Düsseldorf – diese Ausbildung gab sie jedoch nach dem Tod ihrer Mutter wieder auf. Stattdessen reiste sie mit ihrer Schwester durch Missouri, Arkansas und Texas – die Reise dokumentierte sie mit einer Boxkamera sowie eigenen Zeichnungen.

1901 zog Münter nach München, wo sie in verschiedenen Kunstbereichen studierte, bis sie an die Malschule der Künstlergruppe Phalanx wechselte und Unterricht bei dem Künstler Wassily Kandinsky erhielt. Es entwickelte sich eine geheime Liebesbeziehung. Ab 1904 begab sich das Paar auf ausgedehnte Reisen, an dessen Ende das Paar beschloss, sich fest niederzulassen. Die Wahl fiel auf Murnau am Staffelsee.

Dieser Aufenthalt in Murnau prägte die Kunst von Gabriele Münter, die sich nun durch vereinfachte Formen sowie den Verzicht auf Details und kräftige ungemischte Farben auszeichnete. Die Häuser Murnaus wurden in Münters Landschaftsmalerei ein bevorzugtes Motiv.

Wo liegt Murnau?

Murnau am Staffelsee ist mit 12.150 Einwohnern die zweitgrößte Gemeinde im Landkreis Garmisch-Partenkirchen in Oberbayern. Der Ort ist Zentrum der Tourismusregion „Das Blaue Land“, benannt nach der Künstlervereinigung des Blauen Reiters in Murnau, zu der auch Gabriele Münter und Wassily Kandinsky gehörten.

Welche Auswirkungen hatte Münter auf Murnau?

Durch die Niederlassung der beiden Künstlerpaare Gabriele Münter und Wissly Kandinsky sowie Marianne von Werefkin und Alexej Jawlensky in Murnau, entstanden zwischen 1908 und 1914 mehrere Bilder des Ortes und der Landschaft, die Murnau für Künstler aus der ganzen Welt bekannt machte. Diese Zeit – vor dem ersten Weltkrieg – wird deshalb in der Kunstgeschichte auch „Murnauer Zeit“ genannt und kennzeichnet die Entwicklung vom Expressionismus zur abstrakten Kunst.