Wie seelische Störungen früher behandelt wurden

Dr. med. Stefan Organ ist Arzt für innere Medizin. Er absolvierte sein Medizinstudium an der Medizinischen Akademien in Lodz und in Zürich und promovierte am Medizinhistorischen Institut der Universität Zürich.

Mit einem historisch fundierten Blick berichtet Organ darüber, wie in diversen Teilen der Welt psychische Krankheiten und Medizin sowohl thematisiert als auch behandelt wurden. Die Behandlung geht zurück bis in die Steinzeit, in der Mediziner/innen vermeintlich geistig kranken Menschen Löcher in den Schädel schlugen, um sie von bösen Geistern zu befreien. Auch später waren weltweit vor allem gewaltsame exorzistische Praktiken gängig, mit denen man versuchte das „böse Kranke“ aus Menschen herauszupeitschen.

Sowohl in Griechenland als auch in Rom wurde sich erstmals tiefer mit der Thematik auseinandergestzt. Die Menschen entwickelten Heilmethoden wie den „Tempelschlaf“ und konzentrierten sich mehr auf schonende statt gewaltsame Behandlungen der Betroffenen. Der römische Arzt Soranos von Ephesos (um 100 n.Chr.) empfahl zudem, kranke Menschen nicht länger mit Gift (wie z.B. Alkohol) oder nichthumanen Mittel (wie z.B. Dunkelheit und Hunger) zu behandeln.

Psychiatrische Therapien wurden auch innerhalb der Islamischen Medizin entwickelt. In Damaskus und in Bagdad gab es exklusive psychiatrische Häuser wo die Patienten/-innen eine gewisse Form von „Wellness“ erfuhren. Organ führt hier nicht nur weiter aus, wie psychische Krankheiten in verschiedenen Religionen und heiligen Schriften abgebildet und wie mit ihnen umgegangen wurde, sondern schreibt gleichzeitig über Psychochirugie, diverse weitere Therapiekonzepte, bekannte Persönlichkeiten mit psychischen Problemen und beschäftigt sich mit der Frage, ob wir nicht alle psychisch krank seien.