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Als Historiker fällt es mir schwer, keine Satire über das zu schreiben, was seit dem 19. Jahrhundert über Karl den Großen erforscht worden ist und in Lehre und Medien noch heute vermittelt wird. Nur wenige Beispiele:
- Bruderstreit von Jugend an, obwohl bekannt ist, dass es keine Quellen über deren Jugend gibt. Karls Kriegspläne gegen den Bruder, ersponnen aus Zeugnissen für dessen Geduld und Friedfertigkeit.
- Trennung von zwei Ehefrauen aus politischer Strategie. Für die erste fehlt ein Nachweis, die zweite ist 50 Jahre später in einer Heiligenvita erwähnt. Die zweite Verstoßene, die Tochter des Langobardenkönigs Desiderius, war mit größter Wahrscheinlichkeit die Ehefrau des Bruders, die nach dessen Tod zu ihrem Vater zurückgekehrt ist.
Auf der Basis von Quellen und Forschung führe ich durch ein Trauerspiel der Geschichtsforschung mit den Fragen: Welche Gesinnung führt dazu, den Vater Europas gegen die Darstellung der Zeitzeugen als skrupellosen Machtpolitiker ohne Moral darzustellen? Was bewirken solche Vorbilder?
ISBN-13 (Printausgabe) | 9783736974067 |
ISBN-13 (E-Book) | 9783736964068 |
Sprache | Deutsch |
Seitenanzahl | 186 |
Umschlagkaschierung | glänzend |
Auflage | 1 |
Erscheinungsort | Göttingen |
Erscheinungsdatum | 01.04.2021 |
Allgemeine Einordnung | Sachbuch |
Fachbereiche |
Geschichtswissenschaften
Mittelalterliche Geschichte |
Schlagwörter | Abt Fulrad, Abt Wirund, Achim Hack, Adalgisus, Adalhard, Adelgis, Adelperga, Aistulf, Albinus, Andreas von Bergamo, Annales Lobienses, Annales Mosellani, Annales Petaviani, Annales regni Francorum, Ansa, Apostel Petrus, Attentat auf Papst Leo III., Autcarius, Bernhard von Chartres, Bernhard von Simson, Bischof Maurus von Nepi, Bischof Theodulf von Orléans, Brigitte Kasten, Bruderstreit Karls des Großen, Bündnispolitik, Byzanz, Campulus, Cathwulf, Chronik von Moissac, Codex Carolinus, Desiderata, Eherecht, Ehescheidungen Karls des Großen, Einhard/Einhart, Engelbert Mühlbacher, Erzbischof Arn von Salzburg, Erzbischof Hildebald von Köln, Esau, Étienne Delaruelle, Franken, Gebrüder Grimm, Gerold, Gisela, Graf Aschericus, Graf Dodo, Gunther Wolf, Harald Zimmermann, Heinz Löwe, Herwig Wolfram, Herzog Arichis II., Herzog Tassilo III., Herzog Winigis, Hildegarde, Himiltrud, Hunald, Italienpolitik Karls des Großen, Italienpolitik König Pippins, Itherius, Jahrbücher des fränkischen Reichs, Jakob, Jan Hallenbeck, Janet L. Nelson, Johannes Fried, Jörg Jarnut, Kaiser Konstantin der Große, Kaiser Konstantin V., Kaiser Konstantin VI., Kaiserin Irene, Kaisertitel, Kammerherr Albinus, Kanones des Papstes Silvester, Karl der Große, Karl der Kahle, Karl Krüger, Karl Martell, Karlspreis, Karolingische Annalen, König David, König Desiderius, König Karlmann, König Liutprand, König Ludwig der Fromme, König Maximilian II., Königin Bertrada (Berta), Königin Gerberga, Königin Judith, Konstantinopel, Langobarden, Leopold von Ranke, Liber Pontificalis, Liutpirc, Lutz E. von Padberg, Maginarius, Majestätsverbrechen, Martin Lintzel, Martina Hartmann, Matthias Becher, Matthias Tischler, Max Kerner, Monumenta Germaniae Historica, Nationalismus, Notger der Stammler, Otger, Ottorino Bertolini, Paolo Delogu, Papst Formosus, Papst Hadrian I., Papst Konstantin II., Papst Leo III., Papst Paschalis I., Papst Paul I., Papst Stefan II., Papst Stefan III., Papst Stephan VI., Papstabsetzung, Papstbriefe, Paschasius Radbertus, Paulus Afiarta, Paulus Diaconus, Peter Classen, Pierre Riché, Pippin der Bucklige, Pippin der Jüngere, Pippin, Sohn Karlmanns, Primicerius Christopherus, Primicerius Christo¬phorus, Primicerius Paschalis, Primogenitur, Ratchis, Rom, Rosamond McKitterick, Rotrud, Rudolf Schieffer, Sergius, Sigurd Abel, Silvia Konecny, Stefan Weinfurter, Symmachianische Kanones, Theo Kölzer, Translationsverbot, Ulrich Muhlack, Vita Adalhardi, Vita Karoli Magni, Wilfried Hartmann, Wilhelm von Giesebrecht |
Er gilt als einer der größten Herrscher der Weltgeschichte und wird als Vater Europas bezeichnet : Karl der Große. So kommt ihm gerade in Zeiten der europäischen Union ein großer Stellenwert zu – man denke nur an den Aachener Karlspreis. Mögen andere Kaiser und Könige in Vergessenheit geraten, an ihm führt kein Weg vorbei. Als Frankenherrscher baute er ein riesiges Reich auf, begünstigt durch gegebene politische Umstände, aber auch durch geschicktes Agieren.
Der in Passau lebende Historiker Roland Pauler versieht so manches von dem, was anlässlich des zwölfhundertsten Todesjahres auf der Basis wissenschaftlicher Forschung publik gemacht wurde, mit großem Fragezeichen. Er behauptet, Karl der Große sei im 19. Jahrhundert gegen die Aussagen aller zeitgenössischer Quellen von Historikern in nationalistischer Gesinnung zu einem Herrscher geformt worden, der für den Ausbau seiner Macht egozentrische Ziele in den Vordergrund stellte.
Pauler holt dabei nicht zum Rundumschlag aus, er fokussiert spezielle, scheinbar gesicherte Erkenntnisse, insbesondere den Bruderstreit zwischen Karl und Karlmann, die Ehescheidungen zugunsten seiner politischen Ziele, das von ihm angezettelte Attentat auf Papst Leo III und die angestrebte Kaiserkrönung. In den genannten Bereichen werde nach bisheriger Betrachtung deutlich, dass er gehandelt habe, ohne auf geltendes Recht bzw. Konventionen zu achten.
Wer sich jedoch intensiv mit der Quellenlage beschäftige, komme auf andere Ergebnisse, so Pauler. Er habe lange Zeit die herkömmlichen Thesen vertreten. Als er jedoch von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft aufgefordert wurde ein populärwissenschaftliches Buch über Karl den Großen (erschienen 2009) zu schreiben, habe er die Quellen intensiver unter die Lupe genommen und dabei andere Einsichten gewonnen.
In dem vorliegenden Buch sieht Pauler den Grund für das noch immer gültige Bild von Karl dem Großen darin, dass seine erfolgreiche Machtpolitik gut zu den Vorstellungen einer von Nationalismus und Nationalsozialismus bestimmten Gesellschaft gepasst habe. Diese Darstellung wirke sich jedoch negativ auf die Gesellschaft aus, vor allem auf junge Menschen, lernen sie doch Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft als erfolgversprechend, ja vorbildhaft kennen.
Anne Siebert