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De En Es
2025-06-27

So behalten Sie die Kontrolle über Ihre Rechte – Ein Leitfaden für Wissenschaftler und Doktoranden

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Viele Wissenschaftler und Doktoranden übersehen, wie entscheidend die Lizenzwahl für die spätere Nutzung ihrer Arbeit ist. Unser Leitfaden zeigt Ihnen praxisnah, wie Sie die Kontrolle über Ihre Rechte behalten und Ihre Forschung optimal verbreiten können.


Die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in Fachzeitschriften ist ein Eckpfeiler der wissenschaftlichen Karriere. Doch im oft komplexen Dschungel der Verlagsverträge und Lizenzmodelle verlieren viele Wissenschaftler und Doktoranden den Überblick über ihre eigenen Rechte. Gerade wenn es darum geht, den publizierten Artikel später anderweitig zu nutzen – sei es in einem Sammelband, auf einer persönlichen Website oder in einem institutionellen Repository – kann die Wahl der falschen Lizenz weitreichende Folgen haben. Dieser Blogbeitrag beleuchtet die wichtigsten Lizenzmodelle und gibt Ihnen praxisnahe Empfehlungen, wie Sie die Kontrolle über Ihre Rechte behalten und Ihre Forschungsergebnisse maximal verbreiten können.


Warum die Lizenzwahl so entscheidend ist: Die Krux mit dem Copyright

Traditionell übertragen Autoren bei der Veröffentlichung in vielen wissenschaftlichen Zeitschriften das volle Copyright an den Verlag. Das bedeutet im Klartext: Der Verlag ist der Eigentümer des Artikels und entscheidet über dessen Nutzung. Möchten Sie Ihren eigenen Artikel erneut verwenden oder verbreiten, müssen Sie in der Regel die Genehmigung des Verlags einholen – und oft sogar Gebühren zahlen. Diese Praxis kann die Verbreitung von Wissen behindern und die Weiterverwendung von Forschungsergebnissen erschweren.

In den letzten Jahren wurde jedoch ein Paradigmenwechsel vollzogen. Der Open-Access-Gedanke hat an Bedeutung gewonnen, und viele Verlage bieten mittlerweile alternative Lizenzmodelle an, die Autoren mehr Rechte einräumen. Es ist entscheidend, diese Modelle zu verstehen und aktiv jenes zu wählen, das Ihren Bedürfnissen am besten entspricht.

Die gängigsten Lizenzmodelle im Überblick

Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, ist es wichtig, die verschiedenen Lizenzmodelle zu kennen.

1. Exklusive Rechteübertragung (Copyright Transfer Agreement)

  • ·Vorteile für den Verlag: Volle Kontrolle über die Nutzung und Monetarisierung des Inhalts.

  • Nachteile für den Autor: Sie verlieren die Kontrolle über Ihr eigenes Werk. Jede weitere Nutzung, auch für nicht-kommerzielle Zwecke, erfordert die Zustimmung des Verlags. Dies kann die Verbreitung über Repositorien oder die Wiederveröffentlichung wie auch in Kumulativen Dissertationen erheblich erschweren.

 

2. Nicht-exklusive Lizenz

Bei einer nicht-exklusiven Lizenz räumen Sie dem Verlag das Recht ein, Ihren Artikel zu veröffentlichen, behalten aber das Recht, den
Artikel selbst anderweitig zu nutzen und zu verbreiten. Der Verlag darf den Artikel veröffentlichen, aber Sie dürfen ihn auch in anderen Verlagen oder auf anderen Plattformen nutzen.


  • Vorteile für den Autor: Sie behalten die Kontrolle über Ihr Werk und können es vielfältig nutzen.
  • Nachteile: Könnte für manche Verlage weniger attraktiv sein, da sie nicht die exklusive Kontrolle haben.


3. Creative Commons Lizenzen (CC-Lizenzen)

Creative Commons Lizenzen sind ein Bündel von Standardlizenzen, die es Urhebern ermöglichen, der Öffentlichkeit bestimmte Nutzungsrechte an ihren Werken einzuräumen, während sie gleichzeitig die Kontrolle über ihr Urheberrecht behalten. Sie sind im Open-Access-Bereich weit verbreitet und bieten verschiedene Abstufungen. Für Wissenschaftler besonders relevant sind:

  • CC BY (Namensnennung): Dies ist die am wenigsten restriktive Lizenz. Sie erlaubt es anderen, Ihr Werk zu verbreiten, zu remixen, zu bearbeiten und darauf aufzubauen, auch kommerziell, solange sie Sie als Urheber nennen. Dies ist die bevorzugte Lizenz im Open Access, da sie maximale Wiederverwendbarkeit und Verbreitung ermöglicht.

  • CC BY-SA (Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen): Erlaubt die Bearbeitung und kommerzielle Nutzung, aber alle davon abgeleiteten Werke müssen unter der gleichen Lizenz veröffentlicht werden.

  • CC BY-ND (Namensnennung – Keine Bearbeitung): Erlaubt die Verbreitung, aber nicht die Bearbeitung. Kommerzielle Nutzung ist erlaubt.

  • CC BY-NC (Namensnennung – Nicht-kommerziell): Erlaubt die Bearbeitung und Verbreitung, aber nur für nicht-kommerzielle Zwecke.

  • CCBY-NC-SA (Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen): Erlaubt die Bearbeitung und Verbreitung für nicht-kommerzielle Zwecke, aber alle davon abgeleiteten Werke müssen unter der gleichen Lizenz veröffentlicht werden.
  • CC BY-NC-ND (Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung): Die restriktivste CC-Lizenz. Erlaubt nur die Verbreitung für nicht-kommerzielle Zwecke und ohne Bearbeitung.


Für maximale Rechtebehaltung und Verbreitung ist die CC BY-Lizenz oft die beste Wahl.

Sie ermöglicht es anderen, Ihre Arbeit auf vielfältige Weise zu nutzen, während Sie weiterhin als Urheber genannt werden. Dies fördert die Sichtbarkeit Ihrer Forschung und die Weiterentwicklung des Wissens.

4. Hybrid-Modelle (Green Open Access / Gold Open Access)

Im Kontext der Lizenzwahl sind auch die verschiedenen Open-Access-Modelle relevant:

  • Gold Open Access: Der Artikel wird sofort bei Veröffentlichung frei zugänglich gemacht. Oft fallen hierfür sogenannte Article Processing Charges (APCs) an, die vom Autor oder der Institution getragen werden. In diesem Modell kommen häufig CC-Lizenzen zum Einsatz, insbesondere CC BY.
  • Green Open Access: Der Artikel wird in einer traditionellen Abonnementzeitschrift veröffentlicht, aber eine Version (oft das Preprint oder Postprint) wird parallel in einem institutionellen oder disziplinären Repository frei zugänglich gemacht. Hier ist es entscheidend, dass der Verlagsvertrag das Recht zur Selbstarchivierung (Self-Archiving) explizit erlaubt und keine Embargofristen die sofortige Verfügbarkeit verhindern.

 

So behalten Sie die Freiheit über Ihre Rechte: Praktische Schritte für Wissenschaftler und Doktoranden

Um sicherzustellen, dass Sie die Kontrolle über Ihre
Veröffentlichungsrechte behalten, sollten Sie die folgenden Schritte beachten:

1. Informieren Sie sich vor der Einreichung

Bevor Sie Ihren Artikel bei einer Zeitschrift einreichen, prüfen Sie deren Veröffentlichungsrichtlinien und Lizenzmodelle genau. Die meisten seriösen Verlage stellen diese Informationen auf ihren Websites bereit. Achten Sie auf Abschnitte wie “Author Guidelines”, “Copyright and Permissions” oder “Open Access Policy”.

2. Verhandeln Sie den Verlagsvertrag

Viele Autoren nehmen den Verlagsvertrag als gegeben hin. Doch oft gbt es Verhandlungsspielraum, insbesondere bei größeren Forschungsprojekten oder wenn Sie bereits einen Ruf als Autor haben.

  • Fügen Sie ein Addendum hinzu: Wenn der Verlag nicht bereit ist, den Vertrag direkt zu ändern, können Sie ein “Author Addendum” verwenden. Dies ist ein Dokument, das dem Verlagsvertrag beigefügt wird und in dem Sie Ihre Rechte spezifizieren und dem Verlag eine nicht-exklusive Lizenz einräumen. Ressourcen wie das SPARC Author Addendum können hier hilfreich sein.
  • Behalten Sie das Recht zur Selbstarchivierung: Stellen Sie sicher, dass der Vertrag Ihnen ausdrücklich das Recht einräumt, das Preprint (Manuskript vor Peer-Review), das Postprint (Manuskript nach Peer-Review, aber vor Satz) und/oder die Verlagsversion (Published Version of Record) in einem Open-Access-Repository zu archivieren – idealerweise ohne Embargofrist.

3. Wählen Sie die richtige Open-Access-Option

Wenn die Zeitschrift Open Access anbietet, wählen Sie die Option, die Ihnen die größte Kontrolle über Ihre Rechte gibt. In den meisten Fällen ist dies die CC BY-Lizenz. Seien Sie sich der möglichen APCs bewusst, aber sehen Sie sie als Investition in die maximale Verbreitung und Wiederverwendbarkeit Ihrer Forschung.

4. Nutzen Sie Repositorien

Auch wenn Sie in einer Abonnementzeitschrift veröffentlichen, können Sie Ihre Forschung oft über Repositorien frei zugänglich machen (Green Open Access). Prüfen Sie die Richtlinien des Verlags auf Embargofristen und welche Version des Artikels (Preprint, Postprint, Verlags-PDF) Sie hochladen dürfen. SHERPA/RoMEO ist eine nützliche Datenbank, die die Open-Access-Richtlinien von Verlagen und Zeitschriften zusammenfasst.

5. Behalten Sie den Überblick über Ihre früheren Veröffentlichungen

Gerade für etablierte Wissenschaftler ist es wichtig, den Überblick über die Lizenzbedingungen ihrer früheren Veröffentlichungen zu behalten. Dies erleichtert die Entscheidung, ob und wie Sie ältere Artikel in neuen Kontexten (z.B. in einem Lehrbuch oder einem weiteren Sammelband verwenden können.

6. Informieren Sie sich über Förderrichtlinien

Immer mehr Forschungsförderer (z.B. die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG, der Europäische Forschungsrat ERC) haben eigene Open-Access-Richtlinien, die von den geförderten Wissenschaftlern die Veröffentlichung unter bestimmten Lizenzen (oft CC BY) oder die Ablage in Repositorien fordern. Informieren Sie sich frühzeitig über diese Anforderungen, da sie Ihre Lizenzwahl beeinflussen können.

7. Holen Sie sich rechtliche Beratung

Gerade bei komplexen Fällen oder wenn Sie unsicher sind, ist es ratsam, sich rechtlich beraten zu lassen. Universitäten und Forschungseinrichtungen bieten oft Beratungsdienste zu Urheberrecht und Open Access an. Auch Anwälte, die auf Medien- und Urheberrecht spezialisiert sind, können wertvolle Unterstützung leisten.

Fazit: Proaktives Handeln sichert Ihre Rechte

Die Wahl der richtigen Lizenz bei der Veröffentlichung ist kein bürokratisches Übel, sondern eine strategische Entscheidung, die direkte Auswirkungen auf die Sichtbarkeit und den Impact Ihrer Forschung hat. Indem Sie sich proaktiv informieren, Verlagsverträge kritisch prüfen und gegebenenfalls verhandeln, können Sie sicherstellen, dass Sie die Kontrolle über Ihre wertvollen Forschungsergebnisse behalten.

Die Tendenz geht klar in Richtung offenerer Lizenzmodelle, insbesondere Creative Commons Lizenzen, die eine maximale Verbreitung und Wiederverwendung von Forschungsergebnissen ermöglichen. Nehmen Sie diese Entwicklung zum Anlass, Ihre Veröffentlichungspraxis zu überprüfen und die Weichen für eine offene und zugängliche Wissenschaft zu stellen. Denn am Ende des Tages geht es darum, Wissen zu schaffen und es so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen – und das beginnt bei der bewussten Entscheidung für die richtige Lizenz