Cuvillier Verlag

35 Jahre Kompetenz im wissenschaftlichen Publizieren
Internationaler Fachverlag für Wissenschaft und Wirtschaft

Cuvillier Verlag

De En Es
13.10.2021

Rilkes Ontopoetik

Big_facebook

Rainer Maria Rilke gilt als einer der bedeutendsten Dichter der deutschsprachigen Moderne. Mit seiner Ontopoetik - seiner seinsstiftenden Lyrik - bietet Rilke ein literarisches Gegenstück zur philosophischen Ontologie.


Ontopoetik


Aus dem Griechischen ontos („sein“) und poiesis („hervorbringen“, „kreieren“), bedeutet Ontopoetik so viel wie etwas Seiendes hervorbringen. Der Begriff ist angelehnt an die aus der Philosophie bekannte Ontologie, die „Lehre vom Seienden“. Es geht dabei um die assoziative Entfaltung und Schaffung von Bildern in poetischer Sprache, indem diese nach den Regeln der Ideen-Assoziation einem „Alltagswort“ eine völlig neue poetische Bedeutung gibt.


Der Unterschied zwischen alltäglicher und poetischer Sprache


„Kein Wort im Gedicht (ich meine hier jedes ›und‹ oder ›der‹, ›die‹, ›das‹) ist identisch mit dem gleichlautenden Gebrauchs- und Konversations-Worte“, so Rainer Maria Rilke über das Besondere poetischer Sprache und den Unterschied zur Alltagssprache. Rilke beschreibt damit, was der Literaturwissenschaftler Roman Jakobson später die „poetische Funktion“ nennt: Worte in der Dichtung beziehen sich nicht – wie in der alltäglichen Sprache – auf einen bestimmten Gegenstand aus der Wirklichkeit, sondern erhalten eine weitere, eine poetische, Bedeutung, die mit der ursprünglichen Bedeutung des Wortes in keinem erkennbaren Zusammenhang stehen muss. Gegenüber der allgemeinen Gültigkeit von deren Begriffen schafft der Dichter in seinem Werk einen geschlossenen Kosmos von Bildern, deren Sinn nur in dessen Zusammenhang zu erschließen ist. Dichtung ist damit also sinn- oder seinsstiftend.



Rilkes Ontopoetik als Alternative zur philosophischen Ontologie


In seiner Publikation „Rilkes Ontopoetik – Das reine Symbol der Ganzheit an sich sowie ‚Papageien-Park‘ und andere Gedichte des Autors um das Motiv des exotischen Tiers als Bild seinsstiftenden Dichtertums“ schlägt Roland Ruffini vor, Rainer Maria Rilkes Dichtung und Verständnis von Poesie, seine Ontopoetik, als eine alternative Disziplin zur philosophischen Ontologie zu verstehen. Diese Ontopoetik Rilkes ist in der Plastizität ihrer sinnlichen Sprache unmittelbarer Ausdruck von Dasein, sozusagen Dasein als Ganzes konkret repräsentierendes Dasein, so Ruffini. Rilke bewegt sich nach dieser Auffassung philosophisch zwischen Heidegger und Kant und literarisch an der Grenze zwischen Realismus und l’art pour l’art.



Rilkes Ontopoetik
Rilkes Ontopoetik
Roland Ruffini
Autor
ISBN-13 (Printausgabe): 978-3-73697-422-7
ISBN-13 (E-Book): 978-3-73696-422-8
Price_print
EUR 59,88
Price_ebook
EUR 43,08
28.05.2021

▲ nach oben springen

Weitere Neuerscheinungen: