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Vergleich umweltmedizinischer Patienten und Patienten mit depressiver Beschwerdesymptomatik hinsichtlich psychischer und körperlicher Beschwerdeprofile

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Vergleich umweltmedizinischer Patienten und Patienten mit depressiver Beschwerdesymptomatik hinsichtlich psychischer und körperlicher Beschwerdeprofile (English shop)

Christina Reutelsterz (Author)

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ISBN-13 (Printausgabe) 3867277230
ISBN-13 (Hard Copy) 9783867277235
ISBN-13 (eBook) 9783736927230
Language Alemán
Page Number 186
Edition 1 Aufl.
Volume 0
Publication Place Göttingen
Place of Dissertation Zürich
Publication Date 2008-09-10
General Categorization Dissertation
Departments Human medicine
Description

Zusammenfassung

Hintergrund: Umweltmedizinische Patienten klagen häufig über chronische und unspezifische Beschwerden ohne organisches Korrelat. Ähnlich wie Patienten mit depressiver Beschwerdesymptomatik berichten sie Gedächtnis- und Konzentrations-störungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Leistungsminderung. Im Gegensatz zu Patienten mit depressiver Beschwerdesymptomatik findet sich bei ihnen allerdings eine Umweltattribuierung. Zudem liegen am Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Universitätsklinik Gießen bereits 2001/02 objektivierte auffällige Studienergebnisse umweltmedizinischer Patienten hinsichtlich Konzentrations- und Leistungsvermögen (im Benton Visual Retention Test) vor, wobei als Ursache der verringerten Leistungsfähigkeit das damalige aktuelle Bestehen einer depressiven Beschwerdesymptomatik nicht ausgeschlossen werden konnte. Die Gesamtthematik führte zum Studiendesign PSYCON (Projekt des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin, der Psychiatrischen Klinik sowie der Klinik für Psychosomatik des Universitätsklinikums Gießen).
Mittels klinischer und medizinpsychologischer Erhebungsinstrumente zur Erfassung psychischer und körperlicher Beschwerden und Persönlichkeitstests sollten beide Patientengruppen verglichen werden. Zusätzlich wurde eine Auswertung der Erhebungsinstrumente nach Aufteilung des umweltmedizinischen Kollektivs gemäß eines ärztlicherseits beurteilten möglichen Umweltbezuges nach interdisziplinärer Diagnostik im Hessischen Zentrum für Klinische Umweltmedizin (HZKUM) vorgenommen.
Methodik: Patienten der Umweltmedizinischen Ambulanz sowie der Psychiatrischen und der Psychosomatischen Klinik der Universitätsklinik Gießen wurden mittels klinischen (Beck-Depressions-Inventar BDI) und medizinpsychologischen Erhe-bungsinstrumenten (Symptomcheckliste SCL-90-R; Screening für Somatoforme Störungen SOMS; Freiburger-Persönlichkeits-Inventar FPI-R; Fragebogen zum Gesundheitszustand SF-36; Fragebogen zur Sozialen Unterstützung SOZU-K22) standardisiert untersucht. Zudem wurden Life-events vergangener Jahre und die aktuelle Umweltbesorgnis, aufgeteilt in gesellschafts- und personenbezogene Umweltängste, ermittelt. Die Auswertung erfolgte mit dem t-Test und in den Hauptscores der Fragebögen zusätzlich mit Varianz- und Regressionsanalysen.
Ergebnisse: Umweltmedizinische Patienten (N=42; Altersmittelwert 47 Jahre; 40% weiblich) zeichneten sich im Gegensatz zu Patienten mit depressiver Beschwerde-symptomatik (N=24; Altersmittelwert 37 Jahre; 71% weiblich) durch eine deutlich höhere personenbezogene (Mikro-) Umweltbesorgnis (Skala zur Erfassung von Umweltbesorgnis SUB; p=0,03) aus.
Es konnten bei den umweltmedizinischen Patienten erheblich niedrigere Skalenwerte für Depression (BDI (p<0,001); SCL-90-R Depressivitäts-Subskala (p<0,001); SF-36 psychische Summenskala (p<0,001)) und Anzahl der Life-events vergangener Jahre (p=0,002) ermittelt werden. Reizbarkeit, Kontaktstörungen (beide BDI) sowie Körperbeschwerden in Art, Anzahl und Intensität (SCL-90-R Somatisierungsskala; SOMS-Gesamtscore; SF-36 körperliche Summenskala) wiesen nur geringfügige Kollektivunterschiede auf. Die Subskala Hypochondrie (BDI) erreichte höhere Mittelwerte der umweltmedizinischen Patienten (p=0,3), signifikant höher (p=0,002) waren bei ihnen die Gesundheitssorgen (FPI-R). Hypochondrische Störungen umweltmedizinischer Patienten konnten im Screening für Somatoforme Störungen (SOMS) bestätigt werden (23,8% vs. 8,3%).
Vermehrt psychische Auffälligkeiten zeigten die umweltmedizinischen Patienten mit ärztlicherseits ausgeschlossenem Umweltbezug ihrer körperlichen Beschwerden (N=24). Dies wurde besonders in den Erhebungsinstrumenten des Beck-Depressions-Inventar und der Symptom-Checkliste-90-R deutlich, bei denen sich die Mittelwerte der erhobenen Hauptscores unterschieden (BDI: p=0,09 mit 12,7 Punkten der UMA-Patienten mit ausgeschlossenem Umweltbezug vs. 7,8 Punkte der UMA-Patienten mit nicht auszuschließendem Umweltbezug; GSI: p=0,09; PST: p=0,1).
Schlussfolgerungen: Die zu Patienten mit depressiver Beschwerdesymptomatik vergleichbare, hohe Gesamtbeschwerdezahl mit ähnlicher Beschwerdeart und intensität von umweltmedizinischen Patienten ist begleitet von Gesundheitssorgen (Hypochondrie), die auf Umweltfaktoren projiziert werden. Die auf die eigene Person bezogene Umweltbesorgnis ist dementsprechend hoch.
Im Mittel unterscheidet sich das psychische Befinden der umweltmedizinischen Patienten meist stark von dem der Patienten mit depressiver Beschwerde-symptomatik. Allerdings zeigten umweltmedizinische Patienten mit ärztlicherseits ausgeschlossenem Umweltbezug der körperlichen Beschwerden häufiger psychische Auffälligkeiten, die jedoch nicht den Schweregrad wie bei Patienten mit depressiver Beschwerdesymptomatik erreichten.
Für den klinischen Gebrauch könnte sich die standardisierte Durchführung eines Grundinventars (Screening für Somatoforme Störungen SOMS, Beck-Depressions-Inventar BDI, Life-events, Skala zur Erfassung von Umweltbesorgnis SUB) anbieten, was in der Regel einen zusätzlichen Aufwand von etwa 30 Minuten bedeutet, allerdings die weitere Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient in der Nachfolge erleichtern und folglich eine verbesserte integrativmedizinische Betreuung erreichen würde.
Um die heterogene Gruppe der sich vorstellenden Patienten in der Umweltmedizin zu definieren, ist eine genauere Einteilung mit umfassender Charakterisierung von somatischen und psychischen Störungen der Patienten nötig und für einen Vergleich der Studien unumgänglich. Mit Hilfe künftiger (möglichst Multicenter
) Studien mit festgelegten Kriterien zum Patientenein- und ausschluss sollte in Zukunft eine differenziertere Betrachtung möglich werden und zudem konkretere Beurteilungs-maßstäbe für diese Patientengruppe vorhanden sein.